Behüt dich Gott

Behüt dich Gott a.d. Op.
Behüt dich Gott a.d. Op. "Der Trompeter von Säckingen" v. Nessler. Stimmbuch für Violine I, 5stimmige Streichmusik, Gottlob Horlbeck, Bad Berneck um 1900

Der Dichter des "Frankenliedes" Joseph Victor von Scheffel erfährt große Aufmerksamkeit durch eine Ausstellung in Bad Staffelstein. Am 16. Februar jährte sich sein Geburtstag zum 185. Mal, sein Todestag am 9. April zum 125. Mal.

Auch wir wollen des Dichters gedenken, der 1826 in Karlsruhe geboren wurden und nach vielen Stationen, u.a.  in Heidelberg, München, Berlin, Säckingen, Bruchsal, Rom Capri, Donaueschingen dort 1886 verstarb. Doch nicht sein "Wohlauf, die Luft geht frisch und rein", das heute in der Melodiefassung von Valentin Eduard Becker (1814-1890) als heimliche Frankenhymne vielerorts gesungen wird,  wollen wir in den Mittelpunkt rücken.

Wir stellen hier eine wunderbare Tonbandaufnahme des "Trompeterliedes" vor: Ernst Steinbauer aus Windsbach (1900-1972) sang das Lied in anrührender Weise wohl in den 1960er Jahren mit einem Duopartner (wir glauben, eine Tenorstimme zu hören) zu Hause auf's Tonband.

"Der Trompeter von Säckingen", Victor Scheffels Erstlingswerk, entstand 1852 auf der italienischen Insel Capri und wurde 1854 erstmals veröffentlicht. Den Trompeter, Franz Werner Kirchhofer, hat es tatsächlich gegeben. Der Säckinger Bürgersohn (1633-1690) lernte wohl schon als Kind Maria Ursula von Schönau kennen, die er 1657 gegen alle Standesbeschränkungen heiratete. Als Handelskaufmann, Ratsherr, Schulmeister und Leiter des Knabenchores wirkte er in Säckingen.

Scheffels Buch, das in Form von einzelnen Episoden und Anekdoten das Leben und die Liebe des "Trompeters von Säckingen" nachzeichnet, erfuhr in den 1880er Jahren den Höhepunkt seiner Beliebtheit. Der Komponist Victor Ernst Nessler (1841-1890) verfasste mit dem Librettisten Rudolf Bunge (1836-1907) nach Scheffels literarischer Vorlage eine gleichnamige Oper, die 1884 in Leipzig uraufgeführt wurde. Den Text für das weltberühmte "Trompeterlied" (Akt 2, Nr. 22, Finale) hat Bunge direkt von Scheffel übernommen.

Das ist im Leben häßlich eingerichtet,
Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn,
Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet,
Zum Schlusse kommt das Voneinandergehn.
In deinen Augen hab' ich einst gelesen,
Es blitzte drin von Lieb' und Glück ein Schein:
    Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
    Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!

Leid, Neid und Haß, auch ich hab' sie empfunden,
Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann.
Ich träumt' von Frieden dann und stillen Stunden,
Da führte mich der Weg zu dir hinan.
In deinen Armen wollt' ich ganz genesen,
Zum Danke dir mein junges Leben weihn:
    Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
    Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein! –

Die Wolken fliehn, der Wind saust durch die Blätter,
Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
Doch wend' es sich zum Guten oder Bösen,
Du schlanke Maid, in Treuen denk' ich dein!
    Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
    Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein! –

Im Archiv der Forschungsstelle gibt es etliche Belege für die Verwendung dieses Liedes in Notenhandschriften aus Bad Berneck(gemischte Streichmusik), Nürnberg (Harmoniemusik), Wassertrüdingen (Melodienbuch für Klarinette) und Marktbreit (Harmoniemusik), in Drucken für Blech- und Harmoniemusik aus den Verlagen Halter, Dennerlein, Hofmann (Mehlmeisel, Kirchenpingarten, Litzendorf) sowie für diatonische Harmonika vom Verlag Domkowsky (Weismain). Außerdem fanden wir es in einem "Restaurant-Liederbuch" zum Gebrauch bei Volksfesten und in Bierhallen, in der Liederhandschrift von Sophia Deierling (Walkershofen um 1940) und im Liederbuch der Frankenwaldverein-Ortsgruppe Lippertsgrün (1986).

Mehr Informationen und Bilder zum "Trompeter von Säckingen" und  zu Victor von Scheffel sind auf der Internetseite www.trompeter-von-saeckingen.de zu finden.

Heidi Christ


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