Von der Volksmusik zur Klassik und zurück

Von der Volksmusik zur Klassik und zurück

Dass Mozart Anleihen bei der alpenländischen Volksmusik gemacht hat, ja, dass seine Musik in der Volksmusik wurzelt, ist eine von der romantischen Idee des Volksgeists angetriebene Vorstellung, die die Forschung ins Reich der Legende verwiesen hat. Wirklich auseinandergesetzt mit  Volksmusiktraditionen haben sich dann Komponisten wie der Norweger Edvard Grieg (1843-1907) oder der Ungar Béla Bartok (1881–1945), die Volksmusik mit wissenschaftlicher Akribie aufgezeichnet und dazu intensive Forschungen betrieben haben. Beide haben mit ihren Kompositionen auch ihre Wertschätzung gegenüber der musikalischen Volkskultur ausgedrückt.
Wenn das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau gerade ein Konzert unter das Motto „Von der Volksmusik zur Klassik“ stellt, darf man gespannt sein, ob die Beschäftigung mit bayerischen und fränkischen Volksmusiktraditionen auch zu neuen Hör-Erfahrungen führt, mit welcher Intention der oberbayerische Volksmusikexperte Karl Edelmann etwa Gebrauchsmusiknoten aus der Rhön orchestral umsetzt, oder, wie der zeitgenössische Komponist Claus Kühnl „Fränkische Volkstänze“ aus einer Handschrift der Zeit Herders als Anregung für die kompositorische Auseinandersetzung nutzt. Beide haben im Notenarchiv der Forschungsstselle für fränkische Volksmusik ihr "Material" gefunden.
Aus dieser „Seibiser Handschrift“, die heute im Haus Marteau des Bezirks Oberfranken verwahrt wird, soll bereits der Geiger Henri Martheau (1874-1934) ein Thema zu seinem „Rondino à la tedesca“ für  Oboe und Orchester entnommen haben.

In Ungarn hat die Gruppe Muzsikás, seit den 70er Jahren eine der tragenden Säulen der Folk-Revival- und Tanzhausbewegung, eine Rückübersetzung von Bartoks Kompositionen versucht und musiziert Themen aus den Rumänischen Tänzen mit den Stilmitteln der Volksmusik, hier im Video von 2010 im Wechsel und gemeinsam mit dem Danubia Orchester in der Liszt-Akademie in Budapest.

Armin Griebel


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