Tagebuch eines musizierenden Bauern 1887-1926

Tagebuch eines musizierenden Bauern 1887-1926

Beim „Freundeskreis Schloss Grumbach“ in Rimpar ist soeben das „Tagebuch des Bauern und Musikanten Johann Fasel aus Maidbronn“ erschienen. Edwin Hamberger, der Vorsitzende des Vereins, hat den Text übertragen und mit Bildern und Kontextinformationen versehen, die den Quellenwert der Tagebuchnotizen erhöhen.

2 Seiten aus dem Tagebuch von Johann Fasel (1905)

Tagebucheintrag 1905

In den Eintragungen für die Jahre 1887 bis 1926 hat Johann Fasel regelmäßig Angaben zu musikalischen Einsätzen gemacht. Die Namen der Kapellen, mit denen er spielte, sind fast nie erwähnt. Die Spielorte waren meist in Würzburg und der näheren Umgebung. Für den 14. Okober 1906, einen Donnerstag, notierte er 5 Mark Verdienst für einen „Juden-Ball“, der im Nachbarort Rimpar abgehalten wurde, vielleicht während des Laubhüttenfestes.

Zu den einträglichsten Spielgelegenheiten zählten die mehrtägigen Kirchweihen. Dazu wurden auch weit entfernte Plätze mit der Bahn angefahren. Wenn er im mittelfränkischen Markt Nordheim bei Uffenheim spielte und die Leute dort als „echte lutherische Brockenfresser“ bezeichnete, spiegelt das seine anti-evangelischen Vorurteile. Im Konfessionalismus der Zeit ist das angeblich „Völkerverbindende“ der Musik noch kein Thema. Im katholischen Oberfranken fühlte er sich offenbar wohler. Spielorte sind Stegaurach und Mühlendorf bei Bamberg, Ebensfeld bei Vierzehnheiligen und mehrere Jahre hintereinander Eggolsheim bei Forchheim.

Maidbronner Musikkapelle (um 1908), o.l.: Johann Fasel

Johann Fasel, 1857 in Maidbronn (heute Markt Rimpar) geboren, hat die Musik bis ins Alter von 69 Jahren als einträglichen Nebenerwerb betrieben, der ihm pro Jahr um die 200 Mark einbrachte. Fasels Notizen zur bäuerlichen Arbeit, die Jahr für Jahr um Aussaat, Ernte und das Wetter kreisen, offenbaren seine Sorgen als Bauer. Seine manchmal sarkastischen Kommentare zum Dorfleben und zu politischen und kirchlichen Ereignissen stellen interessante Zeugnisse katholisch-konservativ geprägter Mentalität dar.

Die Aussagen zur Musik fallen sehr knapp aus. Ort, Datum und Anlass der musikalischen Ereignisse und - am wichtigsten - der Verdienst sind festgehalten, dazu die Namen der Wirtshäuser und Wirte als Veranstalter. Erwähnt wird gelegentlich, ob die Versorgung der Musikanten mit Speise und Trank gut war. Aus den im Text verstreuten Notizen zur Musik hat Hamberger jahrgangsweise übersichtliche Tabellen der Spielgelegenheiten und Spielorte zusammengestellt, die  einen guten Überblick gestatten über Art und Häufigkeit von Tanzmusiken, Bällen und Konzerten in einem Zeitraum von 27 Jahren.

Armin Griebel


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