Tauet, Himmel, den Gerechten

Tauet, Himmel, den Gerechten

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Ich glaube, es waren die Effeltricher Sänger, von denen ich dieses Adventslied zum ersten Mal – und seither viele Male bei Veranstaltungen und im Radio – gehört habe. Text und Melodie strahlen für mich eine besondere Würde aus und ich freue mich jedes Mal, wenn ich das Lied höre. Mit dem neuen Katholischen Gesangbuch fand es 2013 Eingang in den Regionalteil meines Bistums Eichstätt, ja sogar in alle Eigenteile. Die regionalen Varianten sind so unterschiedlich, dass sich die Kommission nicht auf eine Fassung einigen konnte, sondern jeweils auf eine Regionalfassung. Die Kirchenprovinz Hamburg und die Österreichischen Bistümer verzeichnen sogar jeweils zwei Varianten.

„rorate caeli desuper et nubes pluant iustum aperiatur terra et germinet salvatorem et iustitia oriatur simul ego Dominus creavi eum“ – “Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der Herr, habe es geschaffen.“ (Übersetzung nach der Lutherbibel 1984) Beim Propheten Jesaja (Kapitel 45, Vers 8) steht die Textpassage, die am 4. Adventssonntag als Introitus verwendet wird.

Der Priester Michael Denis (* 27. September 1729 in Schärding, Bayern; † 29. September 1800 in Wien) – der nebenbei bemerkt im deutschen Sprachraum durch die erste deutsche Übersetzung der Werke Ossians bekannt wurde (von denen ganz Europa glaubte, es handele sich um die Werke eines gälischen Barden, die in Wahrheit jedoch eine zeitgenössische Erfindung des Schotten James MacPherson waren) – verfasste 1774 den Urtext zu dem bekannten Adventslied, um das es hier geht. Bis zu den identischen Textfassungen der Katholischen Gesangbücher für die Bistümer Bamberg, Würzburg und Eichstätt ist es ein langer Weg von Denis’ Text. Erste Umdichtungen fanden wohl schon in Münster 1801 statt. Diese finden wir im Katholisches Gesangbuch für den öffentlichen Gottestdienst im Bißthume Würzburg von Sebastian Pörtner 1828.

Auch die Melodie von Norbert Hauner, 1777 erstmals veröffentlicht, hat etliche Änderungen erfahren, im Wesentlichen wurde sie für einen Gebrauch im Gemeindegesang vereinfacht. Noch recht nahe an der Hauner-Fassung ist die hier wiedergegebene aus dem  Melodien-Buch zu Pörtners katholischem Gesangbuche für den öffentlichen Gottesdienst im Bisthume Würzburg von 1838.  Ludwig Martin Jetschke alias "Lingualpfeife" präludierte am 02.12.2017, dem ersten Adventssonntag in der Kath. Pfarrei St. Laurentius in Würzburg-Heidingsfeld zunächst über die Haunersche Melodie und begleitete die Gemeinde anschließend beim Gesang: https://www.youtube.com/watch?v=A1jI55TaEV0

Weiterführende Links und Quellen:
Bibeltexte: https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-im-bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/23/450008/450008/ch/3034d148bd1e011a811545f88d3b9679/
Textfassungen im Vergleich: https://de.wikipedia.org/wiki/Tauet,_Himmel,_den_Gerechten#cite_ref-9
Textfassung Münster 1801: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/pageview/961270
Melodie von Norbert Hauner: https://books.google.de/books?id=jndcAAAAcAAJ&pg=PA64&q=Thauet#v=onepage&q=Thauet&f=false
Pörtner, Sebastian (Hg.): Katholisches Gesangbuch für den öffentlichen Gottestdienst im Bißthume Würzburg oder Sammlung älterer und neuerer Kirchengesänge zur Verherrlichung des katholischen Gottesdienstes und zur Beförderung der Andacht bei demselben mit besonderer Rücksicht auf den dermaligen Bestand des Kirchengesanges im Bißthume Würzburg, und auf das Bedürfniß dieser Diözese frei bearbeitet. Würzburg: Joseph Dorbath 1828.
Kamm, Johann Michael (Hg.): Melodien-Buch zu Pörtners katholischem Gesangbuche für den öffentlichen Gottesdienst im Bisthume Würzburg neu bearbeitet. o.O. 1838.

Heidi Christ


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