Marianne Bröcker (1936-2013)
Schier unerschöpflich war ihr Tanzrepertoire. Ob Reigen- oder Paartänze, regional, national oder international, aus einschlägigen Publikationen oder eigener Feldforschung - sie hatte stets die passende Tanzbeschreibung und Tonaufnahme zur Hand, teilte ihr Wissen und Material. Marianne Bröcker bereicherte zwischen 2002 und 2011 unsere Seminarreihe "Volkstänze lernen, lehren, dokumentieren" mit Tänzen und Fachvorträgen. Am 4. August ist sie nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Die Beisetzung fand auf ihren ausdrücklichen Wunsch in aller Stille und anonym statt. Weltweit trauern Freunde, Schüler und Kollegen um sie.
Marianne Bröcker, 1936 in Greifswald geboren, war zunächst Lehrerin für Sport und Mathematik, bevor sie sich der Musikwissenschaft widmete. Ihre Doktorarbeit „Die Drehleier, ihr Bau und ihre Geschichte“ (1973 veröffentlicht) gilt bis heute als wissenschaftliches Standardwerk und wird auch von Bordun-Spielern gern als Informationsquelle genutzt. Es seien hier nur einige ihrer beruflichen Stationen und Verdienste für die Musikethnologie aufgeführt: die Lehrtätigkeiten an den Universitäten Bonn, Düsseldorf, Köln, Göttingen und Bamberg, die Präsidentschaft des Nationalkomitees des ICTM Deutschland und der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde sowie ihre Tätigkeit als Organisatorin und Jurorin bei internationalen Wettbewerben, Festivals und Tagungen. Gern hat sie ihr umfangreiches Wissen und ihren großen Schatz an Tonaufnahmen auch bei Hörfunksendungen mit der breiten Öffentlichkeit geteilt.
Die Verbindung von Wissenschaft und musikalischer Praxis, die Marianne Bröcker sehr am Herzen lag, konnten wir auch bei unseren Tanzseminaren erfahren. Nicht die spezielle Tanzform allein, sondern das gesamte sozio-kulturelle Umfeld, alle beteiligten Personen, die Tanzgelegenheit, zugehörige Instrumente etc. gelte es zu betrachten, erläuterte sie ein ums andere Mal.
In der bayerischen und fränkischen Volksmusikforschung und -pflege hat Marianne Bröcker tiefe, aber kaum erkannte Spuren hinterlassen: Sie war (nicht nur) akademische Lehrerin von Karlheinz Fischer (Amt für Kultur und Freizeit Nürnberg), Steffi Zachmeier (Musikantin und Rundfunkmoderatorin, Nürnberg), Heidi Christ und Christoph Meinel (Forschungsstelle für fränkische Volksmusik), Evi Heigl und Christoph Lambertz (Beratungsstelle für Volksmusik Bezirk Schwaben, Krumbach) und David Saam (Musiker, Bamberg). Sie hat Musikanten, Tänzer, Instrumentenbauer, Volksmusikforscher und -pfleger, Studenten und viele Andere mit ihrer gewinnenden Art für ihre Leidenschaft, die Musikethnologie begeistert und ihnen die Faszination des Faches gekonnt vermittelt.
Bleibt nur, Marianne Bröcker für ihre warmherzige Art zu danken und die Begeisterung für die Musikethnologie weiterzutragen.
Heidi Christ
Kommentare (2)
Wolfgang Isele:
28 Sep 2013 um 19:09
Musikkassette
Sehr geehrte Damen und Herren!
Vor einer langen Zeit, hatte ich, Frau
Marianne Bröcker, 160 Musikkassetten zugeschickt.
Als Leihgabe.
Diese sollten für Das Musikinstrumente Museum,
in Lißberg, Hessen verwendet werden. Wenn, die Kassetten nicht mehr benötigt werden. Bitte ich Sie,die Kassetten , dem Musikinstrumente Museum, zu geben.
Ich halte Frau Marianne Bröcker in Ehren.
Mit freundlichem Gruß: Wolfgang Isele
GIRARDON:
28 Aug 2013 um 09:08
Evelyne
Marianne nous a quitté, je me souviens de tous ces beaux moments partagés il y a longtemps, à Saint Chartier ou ailleurs. Merci pour toutes tes recherches Marianne, pour les interminables conversations sur la vielle à roue, pour ton sourire serein et ton humeur égale et complice.
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