80 Bayrische

80 Bayrische

80 „Bayrische“ (Zwiefache) finden sich in einem Notenbuch aus dem Nachlass der Kapelle Tafelmeier. Baptist Tafelmeier (1870-1946), geboren in Freudenberg-Wutschdorf (Oberpfalz), betrieb ab 1908 in Nürnberg eine Musikkapelle. Deren Noten hat seine Enkelin, Sieglinde Tafelmeier, der Forschungsstelle übergeben.


Die Zwiefachen sind in der traditionellen Schreibweise notiert, ein Viertel im 3/4 Takt entspricht einem Achtel im 2/4 Takt. Die meisten haben Namen, zum Teil ungewöhnliche wie „Schatzerl tanz hin tanz her“, „Die 8 Spring“, „Eichstädter“ oder „Der Luthrischer“. Die Namen sind – offenbar nachträglich – mit Bleistift eingetragen worden.


Es finden sich auch ungewöhnliche melodische Varianten, so zu dem heute als „Alte Kath“ bekannten Zwiefachen (Nr. 65), benannt nach einem in den 1930er Jahren verfassten Text von Josef Eberwein, hier ohne Namen als einer von mehreren, die „Einfache Bayrische“ überschrieben sind (Nr. 52 ff).

Nr. 25 „Der Ochenbrucker“ (benannt nach einem Ort östlich von Nürnberg) hat sogar einen Text, der kryptisch beginnt: „Ei Rosel Rosel Zusel wie gruselt du mir ...“ und nach derb erotischen Ausführungen so endet: „... dann legst du mir mit deiner Rusel Busel Zusel am Arsch.“
Zu Nr. 29 „A Oanzig Hendl a Onzig‘s Oar“ lautet die Spielanweisung „Ländler darauf blasen“, ebenso bei Nr. 31 „Der Bauer, der Schlauer“.

Dass die Notierung von 80 „Bayrischen“, wie die Zwiefachen in der Region meist genannt werden („bayrisch" oder „bairisch", als Dialektform von „bäuerisch"), in einem eigenen Heft musikpraktischen Zwecken diente, ist unwahrscheinlich. Wohl erst in den 1930er Jahre, lange nach den ersten drei Einträgen mit Marsch- bzw. Konzertstücken, wurde das Heft in Zweitverwendung zur Zwiefachensammlung benutzt.

Wahrscheinlich war es der Kapellenleiter Tafelmeier selbst, der hier aus der Erinnerung sein reiches Zwiefachen-Repertoire zusammenstellte, vielleicht um es für nachfolgende Generationen zu dokumentieren.

Mehr zum Thema? Forschung auf neuestem Stand bietet der Aufsatz von Erich Sepp: Zwiefach daneben? In: Volksmusik in Bayern 2015, Heft 3, S. 43-54.

Armin Griebel


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