Tafelmeiers Tanzmusik

Tafelmeiers Tanzmusik

»Reiner Quell in verstaubten Aktendeckeln« haben die Nürnberger Nachrichten im Juni 1992 ihren Zeitungsbericht zur Publikation von »Tafelmeiers Tanzmusik« betitelt. Und weiter: Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik hat Johann Tafelmeiers Notenschriften ausgegraben und drucken lassen. Wer war er, der Johann Baptist Tafelmeier, und was hat die Veröffentlichung bewirkt? Die Sendung „Fränkisch vor Sieben“ auf BR Heimat am 3. April 2017 hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. Beim vorliegenden Text handelt es sich um die schriftliche Fassung des Moderationstextes.

Musik, Musik
Die Böhmisch-Bayerischen Musikanten

Musik, Musik heißt der gerade gehörte Titel von den Böhmisch-Bayerischen Musikanten. Er stammt nicht aus der Tafelmeier-Handschrift, doch Tafelmeier hätte ihn bestimmt auch ins Repertoire seiner Kapelle aufgenommen. Im Jahr 1908 hat er beim Magistrat in Nürnberg eine Gewerbe-Anmeldung als Kapellmeister eingereicht. Aus der Zeit noch vor dem Ersten Weltkrieg ist eine Visitenkarte erhalten, auf der sich die »Konzertkapelle Tafelmeier« den »verehrten Vereinen, Gastwirten und dem Publikum bei allen vorkommenden Gelegenheiten, als da sind: Konzerte, Bälle, Hochzeiten, Kränzchen etc. etc.« empfiehlt. Und zwar als Blech- und Streichmusik in Besetzung bis zu 15 Mann, sowie als Salonmusik-Besetzung bis 8 Mann. Auch als Bierzeltmusik, so wie man sie damals seit einem Jahrzehnt vom Oktoberfest ausgehend gekannt hat, war die Kapelle erfolgreich. Boxgalopp jetzt mit der Nummer 25 aus der Publikation »Tafelmeiers Tanzmusik«.

 

Visitenkarte Konzertkapelle Tafelmeier

 Visitenkarte der "Konzertkapelle Tafelmeier"

Gewerbeanmeldung von Johann Baptist Tafelmeier, 1908

Gewerbeanmeldung von Johann Baptist Tafelmeier, 1908


Fümpfäzwanzgä
Boxgalopp

Tafelmeier-Landler
Rosemarie Seitz

»Tafelmeier-Landler« hat Rosemarie Seitz ihr Stück betitelt und die Landler 71, 71a und 90 aus dem Notenheft »Tafelmeiers Tanzmusik« zusammengefasst. Am 16. September 1870 ist Johann Baptist Tafelmeier in Freudenberg in der Oberpfalz geboren worden. Als Sohn des dortigen Musikmeisters Josef Tafelmeier und seiner Frau Barbara, geborene Fleischmann. Auch sein Großvater, Josef Tafelmeier, war Musiker in Freudenberg. Und es geht noch weiter mit den musikalischen Menschen in der Familie Tafelmeier. Sein Schwager Johann Georg Beck hat als Musiker unter anderem am Theater in Königsberg gespielt, sein Sohn Martin war Musiker und Komponist, seine Tochter Margarethe Violinistin, sein Sohn Heinrich Klarinettist, die Enkelin Erna eine hochbegabte Geigerin und auf die Konzertsängerin und Gesangslehrerin Sieglinde Tafelmeier, ebenfalls Enkelin, kommen wir später noch zurück. Eine musikalische Familie eben. Frank Bluhm und seine Musikanten mit dem Schottisch Nummer 42 aus - Sie wissen schon – »Tafelmeiers Tanzmusik«.

 

Genealogische Notizen zur Familie Tafelmeier von Horst Steinmetz

Genealogische Notizen zur Familie Tafelmeier von Horst Steinmetz

 

Baptist Tafelmeier und Sohn Martin am 30. Juni 1924 in Frankfurt am Main

Baptist Tafelmeier und Sohn Martin am 30. Juni 1924 in Frankfurt am Main

Schottisch
Frank Bluhm und seine Musikanten

Ei Madla tanz mit mir
Pegnitztaler Sänger

Galopp
Kapelle Es-As

»Tafelmeiers Tanzmusik« steht im Mittelpunkt bei Fränkisch vor Sieben, folglich liegen Sie nicht falsch, wenn sie den gerade von der Kapelle Es-As gespielten Galopp auch in dieser Notenpublikation vermuten. Davor die Pegnitztaler Sänger mit einer Aufforderung zum Tanz. »Tafelmeiers Enkelin ... Sieglinde Tafelmeier, hob eines Tages den Schatz im Keller, gutverpackt in mehrere Kisten ... Bei der silbernen Konfirmation hatte sie ihre Freundin Ingrid Bach wieder getroffen, rührige Schatzmeisterin der Fränkischen Volksmusik« ist im Eingangs schon zitierten Zeitungsartikel zu lesen. Na klar, Grid Bach hat gleich erkannt: Das ist interessantes Material. Erwin Zachmeier hat sich, damals schon schwer krank, das handgeschriebene Stimmheft für »Clarinetto in C« vorgenommen, daraus 100 Melodien ausgewählt, eine zweite Stimme und Harmoniebezifferungen zugefügt und damit den Volksmusikfreunden ein letztes Andenken hinterlassen. »Die Vergeltung seiner jahrelangen Bemühungen um die traditionelle Sing-, Tanz und Musikkultur wäre es, wenn die Stücke wieder in ihrer traditionellen Funktion gespielt würden: zum Tanz«, schreibt Steffi Zachmeier im Vorwort. Die Brandner Klarinettenmusik hat dem Walzer Nummer 17 den Titel »Dlaa-dlaa-Walzer« gegeben.

Dlaa-dlaa-Walzer
Brander Klarinettenmusik

Und wenn i mol tanzen geh
Pinzger Moila

Chinesen-Rheinländer
Loonharder Musikanten


Die Pinzger Moila haben überlegt »Und wenn i mol tanzen geh« – dann darf auch der Chinesen-Rheinländer aus der Tafelmeier-Handschrift erklingen, den die Loonharder gespielt haben. Ganz ohne Wartezeit und Kalender gibt’s jetzt das nächste Tafelmeier-Stück, das Arzberger Gitarrenquartett hat sich einen Rheinländer aus dem Notenheft rausgesucht. Danach die Geschwister Graf, die gern tanzen möchten und mit dem Tafelmeier-Walzer von den Schwabacher Musikanten gleich die Gelegenheit dazu bekommen.

Rheinländer
Arzberger Gitarrenquartett

Tanz’n mecht i gern
Geschwister Graf

Tafelmeier-Walzer
Schwabacher Musikanten

Fränkisch vor Sieben heute zu »Tafelmeiers Tanzmusik«, die vor 25 Jahren den Musikanten und Musikantinnen wieder zugänglich gemacht worden ist. Bekannte Rundtanzmelodien, viele Landler und Zwiefache finden sich in der Handschrift, die sich durch eine Datierung vom 20. April 1911 zeitlich einordnen lässt. Im Notennachlass von Johann Baptist Tafelmeier, der an der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik liegt, finden sich auch mehrere Besetzung für die volkstümlichen Hits jener Tage. Welche das waren, geht aus einem Vertrag hervor, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwischen Baptist Tafelmeier und dem Nürnberger Kollegen Hans Höppel vereinbart. »Herr Tafelmeier stellt folgende Personen, im Ganzen 11 Mann zum Volksfest auf der Vogelwiese in Dresden ... Die Spielzeit ist täglich von Nachmittag 3 Uhr bis Nachts ½ 1 Uhr. Zahlung ist täglich 8 Mark pro Mann, 2 Maß Bier, sowie freie Reise hin und zurück ... Herr Tafelmeier erhält für seine Bemühungen und Stellung der Noten 11 Mark ...übernimmt die Haftung für das Eintreffen seiner Leute, sowie Besorgung für gute, fidelle Musik bei einer Confentionalstrafe von 100 Mark. Als Schaunummern werden gemacht Die Sänger, Holzhacker und die Froschköpfe etc.«

 Vertrag zwischen Hans Höppel und Baptist Tafelmeier

Vertrag zwischen Kapellmeister Hans Höppel und Kapellmeister Baptist Tafelmeier vom 19. Juni 1914

Walzer
Kapelle Es-As

Schottisch
Wöhrder Saitenmusik

Walzer
Nördlinger Musikanten

Spät ist es nach dieser Musikrunde mit lauter Stücken aus »Tafelmeiers Tanzmusik« geworden. Bestimmt ist Ihnen aufgefallen, dass unterschiedlichste Besetzungen die Notenpublikation für sich nutzen können, Erwin Zachmeiers Konzept ist also aufgegangen. Bei der Arbeitsgemeinschaft für fränkische Volksmusik und beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege können Sie die Notenausgabe kaufen, auf der Internetseite der Forschungsstelle www.volksmusik-forschung.de das Original anschauen und herunterladen. Auch den mit Illustrationen angereicherten Text zu dieser Sendung können Sie dort nachlesen. Und nachhören können Sie alles in der Sendeschleife unter www.br.de/volksmusikausfranken. Einen letzten Tafelmeier-Titel für heute spielt jetzt die Steinrother Hausmusik.

Nürnberger Nachrichten vom 27. Juni 1992

Nürnberger Nachrichten vom 27./28. Juni 1992 (zum Lesen den Artikel anklicken)

Rheinländer
Steinrother Hausmusik

Schönster Schatz, jetzt muss ich wandern
Staaner Dreigesang    

Hammgöh-Walzer
Büchenbacher Dorfmusik

Den »Hammgöh-Walzer« hat uns die Büchenbacher Dorfmusik gespielt, davor hat der Steinrother Dreigesang angekündigt »Schönster Schatz, jetzt muss ich wandern«. Heimgegangen im übertragenen Sinn ist Johann Baptist Tafelmeier am 8. Januar 1946 in Amberg. Vielleicht hat er, zusammen mit Erwin Zachmeier, jetzt auf der himmlischen Musikantenwolke gesessen und uns ein bisschen zugehört und sich hoffentlich dann über die Stunde Fränkisch vor Sieben gefreut. Califragilis und das Pengertz-Trio laden uns noch mal zum Tanzen ein.

Allerwall tanzn
Califragilis & Pengertz-Trio

Das Team von Fränkisch vor Sieben sagt ade, die Alfelder Musikanten spielen uns naus.

Kreizer Girgl
Alfelder Musikanten

 

Heidi Christ

"Clarinetto in C. Baptist Tafelmeier" im Original
PDF-Datei zum kostenlosen Download hier
 
Zachmeier, Erwin (Hg.): Tafelmeiers Tanzmusik. Eine Auswahl aus der Notenhandschrift des Baptist Tafelmeier. 1. Stimme und 2. Stimme. Nürnberg: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.; ArGe fränkische Volksmusik Bezirk Mittelfranken, 1991. (= Lied, Musik und Tanz in Bayern 38).
 
Bestellung bei der Arbeitsgemeinschaft für Fränkische Volksmusik hier
Bestellung beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege hier
Bestellung im Zachmusik-Shop hier

Kommentare (0)


Kommentar schreiben:





Erlaubte Tags: <b><i><br>Kommentar hinzufügen: