Ein Praktikum in der Forschungsstelle

Ein Praktikum in der Forschungsstelle

Hallo, mein Name ist Leonie Baer, ich bin 15 Jahre alt und besuche derzeit die Staatliche Realschule in Herrieden. Ich habe die großartige Chance bekommen, diese Woche ein Praktikum an der Forschungsstelle für Volksmusik, zu absolvieren. Das ist nicht unbedingt ein Praktikum, das viele Jugendliche meines Alters machen, da die Arbeit hier, meiner Meinung nach, den wenigsten Menschen bekannt ist. Aber ich hatte das Glück, das alles kennenlernen zu dürfen. Denn Heidi Christ, welche an der Forschungsstelle arbeitet, hat, da sie meine Eltern gut kennt, mitbekommen, das ich den Traum Journalistin zu werden, schon eine Weile verfolge. Darauf hin, hat sie mir vorgeschlagen, ein Praktikum an ihrer Arbeitsstelle zu belegen. Denn auch ihre Arbeit, das Erforschen, das Schreiben von Büchern, Texten, usw., hat einiges mit dem Journalismus zu tun. Außerdem komme ich aus einer sehr musikalischen Familie und spiele seit vielen Jahren Klavier, weshalb ich mich auch für das Musikalische an diesem Beruf sehr interessiere. Also habe ich mich in dieses kleine Abenteuer gestürzt, auf den Spuren der Musik und für Sie einen Blog darüber verfasst.

Tag 1

Am ersten Tag war ich extrem aufgeregt und gespannt darauf, was mich erwarten würde. Ich hatte wenig Ahnung und nur ein paar Infos, die ich auf der Internetseite gefunden habe. Natürlich habe ich auch ein paar voreilige Vermutungen aufgestellt und mir alle möglichen Szenarien ausgemalt. Zusammen mit Heidi, bin ich dann, am Montagmorgen, in meinen ersten Arbeitstag gestartet. In Uffenheim angekommen, bin ich dann vor einem großen, verwinkelten Gebäude gestanden. Auf den ersten Blick hat alles sehr verwirrend gewirkt. Jedoch habe ich gleich gelernt mich zurechtzufinden, denn Heidi hat mich durch die ganze Forschungsstelle geführt und mir jeden Bereich gezeigt. Bevor ich anfange zu den einzelnen Räumen meine Erlebnisse, Eindrücke und Geschichten zu erzählen, möchte ich erwähnen, dass ich von Anfang an herzlich aufgenommen wurde und jede Frage, die ich hatte, immer beantwortet wurde. Nicht nur von Heidi Christ, welche ich, wie schon erwähnt auch privat schon gekannt habe, sondern auch von allen anderen Mitarbeitern, welche ich allerdings erst nach der Führung kennenlernen durfte.
Sobald man die Forschungsstelle betritt, stechen die vielen Regale, Kisten und Bücher, welche dort den meisten Platz in Anspruch nehmen, sofort ins Auge. Ebenso im ersten Raum unseres Rundgangs. Hierbei handelt es sich nämlich um den Archivraum, der mich gleich ins Staunen versetzt hat. Riesige Regale, in denen sich nur ein Bruchteil verschiedenster Instrumente befindet. Von Miniaturgitarren, über alte Kinderinstrumente, bis hin zu großen Trommeln. An dieser Stelle habe ich erfahren, dass jeder zur Forschungsstelle kommen kann, um sich beispielsweise über eine bestimmte Trompete oder auch ein Buch zu informieren und um eigene Forschungen anzustellen. Allerdings bleibt alles im Haus. Nur für mache Ausstellungen, können Instrumente ausgeliehen werden, da jedes einzelne Stück ein wichtiger Bestandteil der großen Sammlung ist und es ein großer Verlust wäre, wenn nur ein Teil fehlen würde.
Auch im Archivraum stapeln sich hohe Kistenberge, in denen die Forscher Unterlagen und alte Zeitungsartikel lagern. Damit sie jeden ihrer Schätze wiederfinden können, ist alles nummeriert und es gibt eine selbst aufgebaute Datenbank, zu der ich später noch mein Wissen mit Ihnen teilen werde. Schon nach diesem Raum war ich vollkommen begeistert und immer mehr gespannt, auf den Rest, der mich noch erwarten würde.

Regal mit Kartons im Archivraum

offener Schrank mit verschiedenen Musikinstrumenten


Die nächsten Stationen, die wir besichtigt haben, waren die Büros in denen Heidi Christ, Christoph Meinel und Armin Griebel, welcher aktuell die Forschungsstelle für Volksmusik leitet, ihren täglichen Aufgaben nachgehen und ihre Forschungen betreiben. Hier sind mir die meterhohen Regale, mit den eng aneinandergereihten Büchern aufgefallen, was übrigens kein seltenes Bild in dem großen Haus ist. Im Gang hat Heidi mich auf zwei sehr alte Trommeln aufmerksam gemacht, so wie sie Ihnen von Umzügen auf Volksfesten bekannt sein sollten. Auch ich habe dieses Instrument schon gekannt, da mein Vater früher einmal Schlagzeug in einer Blaskapelle gespielt hat und auf Festzügen mit einer Trommel den Rhythmus angegeben hat. Jedoch waren klare Unterschiede zu den älteren Modellen zu erkennen. Diese sind nämlich um einiges größer, schwerer und aus einem anderen Material als die moderneren hergestellt. Der Vergleich hat mich sehr interessiert und ich war erstaunt über die große Leistung, welche die Musikanten damals, durch das Schleppen der schweren Instrumente, bringen mussten.

zwei große Trommeln, auf Schränken gelagert


Natürlich gibt es noch Räumlichkeiten, wie zum Beispiel einen Kopierraum, doch der nächste interessante Halt, hat in der Bibliothek stattgefunden. Hier war auch mein Arbeitsplatz, mit eigenem Computer. An diesem Platz habe ich mich sofort wohlgefühlt und auch eingerichtet.

Computerarbeitsplatz für Gäste in der Bibliothek der Forschungsstelle

 

Das außergewöhnliche hier, waren allerdings die zahlreichen, verschiedenen Bücher. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mir alles Geschriebene ansehen konnte und habe so gleich die Initiative ergriffen, mir ein Lieblingsbuch an der Forschungsstelle zu suchen. Zwischen alten Wälzern und Schriften, die ich nicht immer entziffern konnte, bin ich sehr bald fündig geworden. Bei dem Buch, das mir auf Anschlag gefallen hat, hat es sich um „Clemens Brentano, des Knaben Wunderhorn, Teil 1“ gehandelt. Die Entstehungszeit dieses Buches, welches alte deutsche Lieder und Gedichte enthält, war 1854. Weshalb ich so gerne daraus gelesen habe, liegt wahrscheinlich daran, dass ich mir meine Zeit oft damit vertreibe, selbst Gedichte zu schreiben, die mir ganz zufällig in den Sinn kommen. Außerdem mag ich es sehr, Reime zu lesen und über den Hintergrund des Verfassens nachzudenken. Ich habe mir also einige Ausschnitte aus dem Buch angesehen und hier für Sie das Werk „Das Wunderhorn“ herausgeschrieben:

Das Wunderhorn

Ein Knab auf schnellem Roß
Sprengt auf der Kaisrin Schloß,
Das Roß zur Erd sich neigt,
Der Knab sich zierlich beugt.

Wie lieblich, artig, schön
Die Frauen sich ansehn,
Ein Horn trug sine Hand,
Daran vier goldne Band.

Gar mancher schöne Stein
Gelegt ins Gold hinein,
Viel Perlen und Rubin
Die Augen auf sich ziehn

Das Horn vom Elephant,
So gros man keinen fand,
So schön man keinen fing
Und oben dran ein Ring,

Wie Silber blinken kann
Und hundert Glocken dran
Vom feinsten Gold gemacht,
Aus tiefem Meer gebracht.

Von einer Meerfey Hand
Der Kaiserin gesandt,
Zu ihrer Reinheit Preis,
Dieweil sie schön und weis‘

Der schöne Knab sagt auch:
„Dies ist des Horns Gebrauch:
Ein Druck von Eurem Finger,
Ein Druck von Eurem Finger,

Und diese Glocken all,
Sie geben süßen Schall
Wie nie ein Harfenklang
Und keiner Frauen Sang,

Kein Vogel obenher,
Die Jungfrau nicht im Meer
Nie sowas geben an!“
Fort sprengt der Knab bergan,

Ließ in der Kaisrin Hand
Das Horn, so weltbekannt;
Ein Druck von ihrem Finger,
O süßes hell Geklinge!

Vielleicht machen Sie sich einfach an dieser Stelle Ihre eigenen Gedanken und bilden sich eine Meinung darüber.

Geht man von der Bibliothek aus weiter, gelangt man in einen Raum, der noch mehr Bücher beinhaltet. Uralte Papiere schauen einen dort von den hohen Regalen aus, aufmerksamkeitserregend an. Tatsächlich habe ich in der Ecke eine Teufelsgeige entdeckt, was mich an eine lustige Faschingstour von vor ein paar Jahren, mit ein paar Kindern aus meinem Dorf, meinem Vater und mir erinnert hat. Bei einer Teufelsgeige, oder auch Bettelgeige, handelt es sich um ein Lärminstrument, das vor allem bei Fastnachtsumzügen verwendet wird. Sie besteht aus einem Holzstab, an dem Schlaginstrumente befestigt und dann mit unterschiedlich vielen Saiten bespannt werden. Am oberen Ende, des ungewöhnlichen Instruments, wird oft ein Teufelskopf angebracht. Damit wird dann durch die Straßen gezogen.

Teufelsgeige zwischen Bücherregalen

Anschließend haben wir dann einen Blick in Lukas Wittstatts Büro geworfen. Er ist nach seinem Studium hierhergekommen und kümmert sich um alte Platten, die die Forschungsstelle erwerben kann. In dem Raum, in dem er arbeitet, sind ebenfalls wieder viele nummerierte Kisten zu finden, nur dass hier eben unterschiedlichste Platten aufbewahrt werden. Ein Plattenspieler, ein Aufnahmegerät und sein Computer, gehören zu seinem Arbeitsmaterial, welches er täglich benutzt. Lukas Wittstatt, trägt alle Informationen, die er über die Platten herausfinden kann in die Datenbank ein, genauer darauf eingehen werde ich an einem der folgenden Tage nochmals. Eine ähnliche Arbeit verrichten die Forscher übrigens auch mit Büchern, Notenblättern und Instrumenten. Die Noten werden allerdings in einem anderen Haus, auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelagert.  Dort war ich bisher noch nicht, aber in den nächsten Tagen, werde ich auch diese Station noch besichtigen dürfen.

Computerarbeitsplatz im Tonstudio der Forschungsstelle, mit Schallplattenregalen und Tonabspielgeräten


Der Weg hat uns dann, in einen Raum geführt, welcher sich schon bald als mein Lieblingsraum im ganzen Gebäude, herausgestellt hat. Die vier Forscher der Forschungsstelle, bewahren hier noch viele weitere Instrumente auf.

Harmonikainstrumente im offenen Schrank

 

Dazu zählen zum Beispiel eine Harfe, zwei Kontrabässe, Akkordeons, Streichinstrumente, Blasinstrumente, darunter schön verzierte, aber auch verrostete, sogar verbrannte und noch mehr. Die meisten davon habe ich bereits gekannt, doch auch unbekannte Instrumente sind mir aufgefallen. Wie beispielsweise, eine Kastenzither mit einer stimmbaren Saite und losem Steg in Schuhform aus Holz. Heidi hat mir erklärt, dass es sich hierbei um eine sogenannte Nonnengeige handelt, die man noch aus dem Mittelalter kennt. Sie funktioniert ähnlich wie ein Kontrabass, wegen der Saite, an der gespielt wird. Der lose Steg dient dazu, einen Rhythmus entstehen zu lassen. Fasziniert hat mich auch einer der großen Kontrabässe, der ganz offensichtlich schon viele Jahre hinter sich hat, denn die Saiten sind nicht aus Kunststoff, wie bei einem moderneren Modell, sondern aus gedrehten Därmen. Er ist wohl um 1900 entstanden und auch schon des Öfteren repariert worden. Was ich mich allerdings gefragt habe, ist, wie unangenehm und auf die Dauer schmerzhaft es wohl gewesen sein muss, diese dicken Saiten zu zupfen. Denn von meinem Opa weiß ich, dass längeres Spielen auf einem Kontrabass, Handschuhe ratsam machen kann. Von all den Instrumenten war ich wahnsinnig begeistert und hätte am liebsten Stunden damit verbracht, mich dort umzusehen.

Historische Harfe aus dem Spessart

Historischer Kontrabass aus Oberfranken

Kontrabass Detail: Darmsaiten

Nonnengeige oder Trummscheit; Nachbau eines Musikinstrumentes aus dem Mittelalter

Der letzte Halt der Tour war in dem Raum, in dem die Mittagpause stattfindet und das ganze Team sich versammelt. Auch hier wurde der freie verfügbare Platz genutzt, um Bücher und Dokumente zu verstauen.

Aufenthaltsraum in der Forschungsstelle mit Sitzgelegenheit und Präsentationsschränken


Die ganze Führung über habe ich mich gewundert, wie man es schaffen kann, bei diesen vielen Büchern, Instrumenten und Schätzen, Dinge wiederzufinden. Meine Frage wurde, nachdem ich von Heidis drei anderen Kollegen, freundlich empfangen wurde, gleich geklärt. Herr Meinel hat mir also die Datenbank erklärt. Ein riesiges System mit mehr als 400.000 Datensätzen, in das alle Informationen über die Bücher, Lieder, Instrumente und Platten, der Forschungsstelle, eingetragen werden. Von da aus kann man alles wiederfinden und Verbindungen zu anderen herausfinden. Ich durfte entscheiden, ob ich diese Arbeit lieber anhand von Büchern oder Platten ausführen möchte und ich habe mich schließlich für Letzteres entschieden. Beim Eintragen musste man auf viele Dinge achten und sehr konzentriert sein, damit man nichts vergessen hat. Die erste Platte habe ich mit Herrn Meinel zusammen bearbeitet. „Wir bleiben jung“ von Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Musikanten. Ich denke, ich werde mich auch in ein paar Jahren noch daran erinnern können. Damit ich auch nichts falsch machen konnte, habe ich mir alle Schritte auf meinem Block notiert, was mir später wirklich gut geholfen hat. Von äußerlichen Makeln am Objekt über einzelne Lieder, bis hin zur Personalia, alles musste beachtet werden. Als mir dann alles erklärt wurde, war ich auf mich alleine gestellt und ich habe es, trotz dem, dass ich mich sehr konzentrieren musste, sehr genossen, eine sinnvolle Arbeit zu erledigen, die mir anvertraut wurde. Am Schluss war ich auch etwas stolz auf mich, dass das doch so gut funktioniert hat.


Mein erster Tag hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe einige neue Dinge gelernt. Zum Beispiel dass die Arbeit an der Forschungsstelle viel mehr als nur Volksmusik beinhaltet und bedeutet. Man muss sich nicht ausschließlich für diese Musikrichtung interessieren, um Spaß an dieser Arbeit zu haben. Außerdem gibt es hier so viele verschiedene Aufgabenbereiche, was ich sehr spannend finde, da man nicht nur den ganzen Tag am Schreibtisch verbringt. Alle Mitarbeiter waren nett zu mir und ich habe mich schon gleich auf meinen nächsten Arbeitstag gefreut, denn dieser hat mich noch viel tiefer blicken lassen...

Tag 2

Wie ich schon kurz erwähnt habe, hat mich der zweite Tag noch um einiges tiefer blicken lassen, denn am Dienstag, hatte Heidi einen Vortrag bei den Landfrauen in Rauenzell. Am Morgen des 31. Juli sind wir zunächst wieder zur Forschungsstelle gefahren. Ich habe mich schon gefreut, denn gleich nach unserer Ankunft, haben Heidi Christ und ich zusammen angefangen, die Präsentation für die Veranstaltung am Nachmittag zu erstellen. Das Thema war „Heißer Juli, verheißt guten Wein – Ernte früher“. Heidi hat sich bereits eine Vielzahl an Bildern zu dieser Thematik herausgesucht und mir diese anschließend vorgestellt. Darunter haben sich anschauliche Grafiken zur Apfel- und Kartoffelernte befunden. Wenn man die Arbeit hatte, Äpfel von hohen Obstbäumen zu pflücken, war der Aufwand dabei derselbe, wie er es heute noch ist. Diese Tätigkeit fordert, wie die meisten es vermutlich schon wissen, reine Handarbeit, welche bis jetzt nicht durch Maschinen ersetzbar ist.


Doch auch das Bild, das die Ernte der Kartoffeln zeigt, veranschaulicht gut, dass diese Erwerbstätigkeit, einiges an körperlicher Arbeit verlangt haben muss. Heidi hat mir daraufhin erzählt, dass sie vor einigen Jahren mit genau dieser Beschäftigung, ihr erstes selbst verdientes Geld, erwerben konnte. 50 Pfennige, war ihr Lohn, bei jedem Korb, den sie mit Kartoffeln gefüllt hat. Ehrlich gesagt hat sich das für mich erstmal nach sehr wenig Geld angehört. Jedoch muss bedacht werden, dass man in nur kurzer Zeit eine große Anzahl des Nachtschattengewächses sammeln kann und sich so der Lohn um ein Vielfaches vermehrt. Ein weiteres Foto hat ein paar fleißige Arbeiter gezeigt, welche gerade mit der Weinlese beschäftigt waren. Freudenstrahlende Gesichter haben das darauffolgende Bild geziert, denn darauf war klar zu erkennen, dass die anstrengende Tätigkeit erledigt worden war.


Während wir uns diese verschiedenen Ernten angesehen haben, bin ich wieder ins Nachdenken gekommen und habe mich daran erinnert, dass auch die Sommer meiner Großeltern sehr ähnlich ausgesehen haben müssten. Sie haben mir oft erzählt, dass es weniger schön war, bei wärmsten Temperaturen, ohne jegliche Hilfe von modernen Maschinen, den ganzen Tag diese Arbeiten zu verrichten. Da es den meisten Menschen damals so ergangen ist, habe ich sehr großen Respekt vor ihnen und weiß auch, dass das für mich undenkbar wäre.


Völlig unbekannt war mir die Dampfdreschmaschine, die Heidi mir als Nächstes vorgestellt hat. Das war, wie sie mir gleich erklärt hat, ein Gerät zum Dreschen von Getreide. Das verwendet man heute nicht mehr, da diese Maschine schon bald von Mähdreschern ersetzt wurde. Dampfdreschmaschinen haben, wie ich herausfinden konnte, immer Lohnunternehmern gehört, die diese dann von Bauernhof zu Bauernhof gebracht haben. Diese, damals noch moderne, Erfindung hat die Arbeit um einiges erleichtert. Aber dennoch wurde jede helfende Hand dringend benötigt, also mussten auch die Kleinsten mit anpacken. Danach hat Heidi mir erzählt, dass es trotzdem, zum Beispiel bei der Hopfenernte, zu wenige Helfer gegeben hat und deshalb Hilfsarbeiter, von überall, anreisen mussten, um den Bauern unter die Arme zu greifen. Anders als heute wurden die arbeitenden Gäste mit lauter Musik empfangen und dadurch herzlichst begrüßt. Ich finde, dass dieser Empfang eine sehr schöne Geste ist und man diese ähnlich weiterführen könnte.

Dampfdreschmaschine in Sechselbach


Auf einem anderen Bild waren Schülerinnen, der Hauswirtschaftsschule in Triesdorf zu erkennen. Das Klassenfoto der jungen Frauen soll 1910 entstanden sein. Wie mir erzählt wurde, gab es einen Lehrer an dieser Schule namens Georg Ries, welcher neben dem Unterrichten naturwissenschaftlicher Fächer, unter anderem ein Liederbuch und „Das Apfelgedicht“ veröffentlicht hat. Wie Sie bereits wissen, bin ich ein großer Fan verschiedenster Gedichte, und da dieses die Präsentation geschmückt hat, möchte ich es Ihnen nicht vorenthalten:

Apfelgedicht von Georg Ries

Im Internet haben Heidi und ich anschließend noch etwas weiter geforscht und sind auf einen sehr unterhaltsamen Beitrag, der Arbeitsgemeinschaft „Laser Koala“, gestoßen. Auf deren Internetseite, war ein Bild einer Weinlese vor einigen Jahren zu sehen und als wäre es ganz natürlich, schmückten Koalas das eigentlich ziemlich unscheinbare Bild. Heidi und ich waren anfangs völlig verwirrt, doch wie sich bald herausgestellt hat, handelt es sich dabei um ein kreatives Projekt. Auf einem anderen Bild ist nämlich klar zu erkennen, dass es nur eine Fotomontage ist. Der fränkische Gartenkoala sei vor 200 Jahren ausgestorben, nachdem er um 1800, als Nutztier, den Bauern zur Hand gegangen war. Anscheinend ist der Gartenkoala jetzt wieder gesichtet worden. Wie ich schon erwähnt habe, handelt es sich hier natürlich um fake news. Aber Heidi und ich wollten den älteren Frauen, am Nachmittag eine Freude machen, und haben diesen kleinen Spaß in die Präsentation eingebaut. Den drei anderen Mitarbeitern, Herrn Griebel, Herrn Meinel und Herrn Wittstatt hat dieses lustige Projekt ebenfalls sehr gut gefallen.


Am Schluss mussten die Bilder nur noch in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden, doch auch hier haben wir schnell eine Lösung gefunden, die wir dann gleich umgesetzt haben. Damit die Landfrauen noch mehr Spaß erwarten konnte, haben Heidi und ich in ein paar Liederbüchern nach solchen Liedern gesucht, welche zum Thema Ernte gut passen könnten. Wir sind ziemlich schnell fündig geworden. Der fröhliche Bauer und drei weitere Lieder haben von dort an, einen einfach gestalteten Liedzettel geschmückt. Ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis und war mir sehr sicher, dass die Mühe sich lohnen würde. Leider habe ich keines der ausgewählten Lieder gekannt, doch an den Noten konnte ich erkennen, dass diese leicht zu singen sein würden.Den letzten Feinschliff an der Präsentation fand ich besonders schön, denn Heidi hatte die tolle Idee, am Anfang, eine schon ältere Fassung eines Geburtstagsliedes, in Form einer Audiodatei anzufügen. Denn eine der Frauen, hatte, vor kurzem ihren 80. Geburtstag und der Vortrag sollte ihr Geburtstagsgeschenk werden. Als dann, nach ein paar Stunden die Arbeit getan war, hatte ich die Gelegenheit einen Blick in Heidis Doktorarbeit zu werfen. Noch nie hab ich solch ein Schreiben in den Händen gehalten und war deshalb sehr erstaunt über den Umfang dieses Buches.

Danach ist es für mich gleich weiter gegangen, denn ich habe die Chance bekommen einen Einblick in Herrn Wittstatts Arbeitsleben zu werfen. Von Anfang an habe ich mich sehr dafür interessiert, da ich, wie Sie wissen, den vorherigen Tag auch schon mit der Arbeit mit Platten verbracht habe. Natürlich muss Herr Wittstatt um einiges mehr bearbeiten und hat eine Vielzahl mehrerer Arbeitsschritte, als ich sie hatte. Damit er mir alles demonstrieren konnte, hat er extra seine Planungen umgeworfen, was ich sehr nett gefunden habe.

Digitalisierungsarbeitsplatz in der Forschungsstelle


Seine erste Aufgabe ist es, eine Seite der Platte anzuhören und das Gespielte dabei aufzunehmen. Das wird dann wiederholt, denn er notiert Besonderheiten des akustischen Zustandes. Dabei achtet er auf Dinge, wie die Stärke des Rauschens, oder ob im Hintergrund oft knackende Geräusche zu hören sind. Ist die Platte stark verschmutzt, muss er sie zuerst noch säubern. Als Nächstes fügt er Daten, welche er auf der Platte oder deren Hülle, entdecken kann, der Datenbank hinzu. Dabei muss er sehr konzentriert arbeiten und darf keine Fehler machen, da sonst später nichts mehr zu finden ist. Nicht eine Kleinigkeit sollte vergessen werden. Deshalb werden kleine Tricks angewendet, um beispielsweise eingeritzte Zahlen zu entziffern.


Bleistiftabrieb einer Schellackmatrize


Nach einer kurzen Pause, haben Heidi und ich die benötigten Materialien, für den Vortrag, im Auto verstaut und haben uns anschließend auf den Weg zum Treffen der Landfrauen, in Rauenzell, gemacht. Wie ich Ihnen schon berichtet habe, habe ich mich schon sehr auf diese Veranstaltung gefreut. Das hatte verschiedene Gründe. Einer davon war, dass ich die tolle Gelegenheit bekommen habe, einen tieferen Blick in den Beruf an der Forschungsstelle, zu werfen. Es ist meiner Meinung nach besser, Aufgaben, sinnvolle Aufträge und Einblicke bei einem Praktikum zu erhalten, anstatt den ganzen Tag darauf zu warten, dass die Zeit an der einwöchigen Arbeitsstelle vergeht, weil man den Beruf nicht richtig kennenlernen darf. Viele Freunde haben mir schon von solchen Fällen berichtet, aber ich hatte das Glück, eine interessante Praktikumsstelle zu ergattern.


Ein weiterer Grund, weshalb ich mich so sehr gefreut habe, diese neue Erfahrung zu machen, war, dass ich sehr gerne mit älteren Menschen arbeite und auch schon des Öfteren überlegt habe, in diese berufliche Richtung zu gehen. Außerdem habe ich mir noch nie einen Vortrag von Heidi anhören können und wollte deshalb meine Chance nutzen, mir ein paar nützliche Tricks für meine Zukunft abzuschauen.


In Rauenzell angekommen, haben die Landfrauen schon auf uns gewartet, während wir Laptop, Beamer und Lautsprecher aufgebaut haben, hatten die Frauen noch genügend Zeit, in Ruhe bei Kaffee und Kuchen, etwas Gesprächsstoff auszutauschen. Der Vortrag ist sehr gut angekommen, begeisterte Blicke haben den Raum gefüllt und auch die Koalas haben die Frauen begeistert. Immer wieder haben sie über ihre eigenen Erlebnisse geredet und mit ihrem Wissen die Präsentation bereichert. Außerdem haben alle Landfrauen lautstark mitgesungen.


An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich Heidi sehr bewundert habe, wie professionell und zugleich locker sie ihren Vortrag gehalten hat. Außerdem hat sie es geschafft, sich, trotz lockerer Sprache und Umgangsweise, mit den alten Damen, sehr eloquent auszudrücken. Ich habe mir von dieser Präsentation sehr viel abschauen können und hoffe, dass sie mir für zukünftige Vorträge einen Vorteil verschaffen wird.

Am Abend war ich schon gespannt, auf meinen nächsten Arbeitstag, denn an diesem habe ich angefangen, meinen Blog für Sie zu verfassen...

Tag 3

An diesem Morgen habe ich mich besonders gefreut, wieder zur Forschungsstelle für Volksmusik zu fahren. Dort angekommen habe ich mich sofort an meinen Computer gesetzt, um meinen ersten Blog zu schreiben. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich noch nie zuvor etwas Ähnliches verfasst hatte und dieses Gebiet des Schreibens völliges Neuland für mich war. Heidi hat mir nur wenige Angaben gemacht, worüber ich im Übrigen sehr froh war, denn so konnte ich mir meine eigenen Gedanken zu diesem Auftrag machen. Bald hatte ich einige Ideen, die ich mir erstmals notiert habe. Eindrücke, Gedanken, Erlebnisse und natürlich der Ablauf, der einzelnen Tage. Als ich dann einen Rohbauplan hatte, bin ich die ganzen Stationen der Führung nochmals durchgegangen. Ich habe Fotos gemacht und mir die Räume genauer angesehen. Ich habe die ganze Zeit Notizen gemacht, und als ich damit schließlich fertig war, habe ich alles zusammengeschrieben und angefangen meinen Text zu verfassen. Danach habe ich dasselbe mit meiner Einführung in die Datenbank erledigt. Immer wieder sind mir neue Formulierungen eingefallen und ich habe länger gebraucht, als ich mir hätte vorstellen können: Aber trotzdem bin ich zu einem ersten Ergebnis gekommen, mit dem ich schon ziemlich zufrieden war. Ich habe schon gewusst, dass dieselbe Arbeit mich am nächsten Tag erneut erwarten würde. Deshalb habe ich mir, am Abend, weitere Gedanken zu meinem Blog gemacht. Ich habe mich sehr darauf gefreut, da ich viel Spaß dabei hatte, meinen Blog über mein Praktikum an der Forschungsstelle für Volksmusik zu schreiben.


Notizen am Arbeitsplatz


Tag 4

Da ich an diesem Donnerstag die gleiche Arbeit hatte wie am Tag zuvor, habe ich beschlossen Ihnen nicht noch einmal zu erzählen, was ich über die Hälfte der Zeit an diesem Tag erledigt habe. Denn wie Sie wissen, hat es daran gelegen, meinen Blog zu verfassen. Also habe ich mir gedacht, dass ich Ihnen etwas mehr über mich berichten sollte. Wie ich heiße, wie alt ich bin und welchen Traum ich verfolge, wissen Sie ja bereits. Sie sind ebenfalls darüber informiert, dass ich aus einer sehr musikalischen Familie komme. Darauf möchte ich genauer eingehen, denn schließlich mache ich ja ein Praktikum an der Forschungsstelle für Volksmusik.


Ich selbst spiele, seit ich fünf Jahre alt bin, Klavier. Ich spiele hauptsächlich russische Klassik, denn meine Klavierlehrerin kommt aus Russland. Deshalb bin ich bestens mit Komponisten, wie Pjotr Iljitsch Tschaikowski, vertraut. In meiner Freizeit höre ich allerdings keine klassische Musik, sondern meistens Cloud Rap. Das ist eine Hip-Hop- Art, welche sich durch das Verwenden von Auto Tune und sphärischen Klängen auszeichnet. Auch mein jüngerer Bruder spielt seit ein paar Jahren Klavier. Ich denke der Grund, weshalb wir beide ein Instrument spielen können und mein Bruder noch dazu wunderschön singen kann, liegt daran, dass von unseren Eltern jeder mindestens ein Instrument spielen kann. Unsere Mutter hat früher in einer Blaskapelle, Waldhorn gespielt und unser Vater spielt Saxophon, Schlagzeug, etwas Klavier, Akkordeon, Klarinette und Gitarre. Unsere beiden Opas sind begnadete Sänger und haben großes Talent. Einer hat noch dazu Kontrabass gespielt und der andere, Tuba. Eine unserer Omas singt noch dazu in einem Chor. Früher habe ich immer mit meinem Papa Musik gemacht, woran ich stets Freude hatte. Ob als kleines Kind, mit der Gitarre oder als heranwachsendes Mädchen, am Klavier. Auch weil ich seit zwölf Jahren tanze, hat Musik in meinem Leben also schon immer eine sehr wichtige Rolle gespielt.


Leonie Baer am Arbeitsplatz


Neben meiner Aufgabe ist an diesem Donnerstag doch noch etwas sehr Spannendes passiert. Denn die Forschungsstelle hat Besuch von anderen Forschern bekommen. Sie haben, genau wie ich am Anfang der Woche eine Führung bekommen, weshalb ich an diesem Tag noch in das Notenarchiv auf der anderen Straßenseite gekommen bin. Auch dort stehen sehr viele Kisten, welche bis oben hin mit Notenblättern, -heften und -büchern gefüllt sind, herum. Anschließend hat uns das Team des Volksmusikarchivs Oberbayern zum Essen eingeladen. Auch diese Leute waren sehr nett, ich denke, das muss wohl am Beruf liegen. So habe ich erfahren, dass das Archiv in Rosenheim um einiges größer ist, als das in Uffenheim. Nach dem sie zur Rückfahrt angetreten sind und sich alle voneinander verabschiedet haben, war mein vorletzter Tag an der Forschungsstelle auch schon zu Ende. An dieser Stelle muss ich leider sagen, dass ich schon etwas traurig war, da ich nur noch einen Tag dort verbringen konnte. Jedoch war mir auch bewusst, dass am nächsten Tag etwas sehr spannendes auf mich warten würde...

Tag 5

Dieser Freitag war also der letzter Tag, meines Praktikums. Aber trotzdem hatte ich noch einiges zu tun. Schließlich war es an der Zeit, meinen Blog fertigzustellen und nach einem Feinschliff zu veröffentlichen. Also habe ich mich, an der Forschungsstelle angekommen, gleich an die Arbeit gemacht. Ich bin alles durchgegangen und habe einiges verbessert. Formulierungen und Wörter habe ich fleißig verändert. Ich habe meine selbst gemachten Fotos angesehen und noch ein paar hinzugefügt, aber auch gelöscht. Für diese Tätigkeit hatte ich ungefähr zwei Stunden Zeit. Glücklicherweise bin ich rechtzeitig fertig geworden. Danach haben Heidi und ich uns das Ergebnis angesehen und die Fotos eingefügt.


Worüber ich Ihnen leider nur im Voraus berichten kann, ist, dass ich an diesem Abend, zusammen mit Heidi ein Radiostudio des BR, in Nürnberg besuchen darf. Diese Möglichkeit hat man nur seltenst und ich hatte großes Glück, dass Heidi ausgerechnet in der Woche meines Praktikums, eine Sendung machen sollte. Das ist nämlich eine weitere, ihrer Aufgaben. Dort spricht Heidi, ab und zu über ausgewählte Themen. Das heutige Thema sollte „Urlaub auf dem Bauernhof“ sein. Schließlich sind in Bayern aktuell die sechswöchigen Sommerferien. Heidi hat mir auch gezeigt, wie man sich richtig auf eine Radiosendung vorbereitet. Zum Beispiel muss man sich an genaue Zeitangaben halten und soll bestimmte Lieder in seine Show einbauen.


Da ich hoffentlich einmal den journalistischen Berufsweg einschlagen werde, ist es für mich äußerst interessant, hinter die Kulissen eines Radiostudios schauen zu dürfen. Ich habe die Möglichkeit das zu sehen, was die meisten Menschen nur hören können. Ich freue mich schon sehr und bin gespannt, welche Leute ich dort wohl antreffen werde.

Mein Praktikum an der Forschungsstelle für Volksmusik in Uffenheim, hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe einige neue Erfahrungen machen können. Ich habe tolle Menschen kennenlernen dürfen und ich bin mir sicher, mich noch lange an diese Woche erinnern zu können. Die Arbeit, die hier erledigt wird, ist meiner Meinung nach sehr wichtig und die Menschen sollten noch viele Jahre auf den Spuren der Musik forschen.

Leonie Baer


Kommentare (1)

  1. Helmut Baer:
    05 Aug 2018 um 09:08

    Liebe Leonie und Heidi
    Das ist ja ein wunderbarer Blog und er gibt sehr viele echt interessante Einblicke in die Arbeit der Forschungsstelle. Danke


Kommentar schreiben:





Erlaubte Tags: <b><i><br>Kommentar hinzufügen: