"Kathrein stellt den Tanz ein"

Am 25. November begehen katholische, evangelische, anglikanische, orthodoxe und armenische Christen den Gedenktag an Katharina von Alexandria. Sie wird als Märtyrerin und Heilige verehrt, zählt zu den vierzehn Nothelfern und den vier großen heiligen Jungfrauen und wird zusammen mit Barbara von Nikomedien und Margaretha von Antiochia mit dem Merkspruch bedacht „Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl“. Katharinas Attribut Rad weist auf das Folterwerkzeug hin, denn der Legenda aurea nach sollte Katharina durch das Rad getötet werden.


Nach heutigem Forschungsstand geht man davon aus, dass es sich bei Katharina um eine erfundene Gestalt handelt, inspiriert von der Person der Hypatia von Alexandria (um 355  – März 415 oder 416), die im überwiegend christlich geprägten Alexandria des 5. Jahrhunderts n. Chr. Opfer der Heidenverfolgung wurde. Schon im 15. und 16. Jahrhundert gab es Anstrengungen von kirchlicher Seite, Katharina wegen nicht vorhandener Belege für die historische Existenz aus dem Heiligenkalender streichen zu lassen, was 1969 auch geschah, doch wurde sie 2002 wieder eingefügt. Zu fest hat sich die Legende um Katharina seit dem 7. Jahrhundert im Volksglauben verankert.


Der Gedenktag als eines der letzten Heiligenfeste vor dem Advent bot einen willkommenen Anlass, vor Beginn der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu (als „geschlossene Zeit“ mit Bußcharakter) noch einmal das Tanzbein zu schwingen. In Volkstanzkreisen wird der Termin nach wie vor gern für große Tanzfeste genutzt auch wenn das Tanzverbot im Advent längst weitgehend Geschichte ist. Kathrein stellt also den Tanz ein, Bass und Geigen bleiben eingesperrt bis zum Tag der Erscheinung des Herrn am 6. Januar.


Wer nach entsprechenden Tanzveranstaltungen sucht, wird fündig bei den drei Arbeitsgemeinschaften für fränkische Volksmusik in Mittel-, Ober- und Unterfranken. Hier können Sie sicher sein, dass für entsprechende Tanzmusik gut gesorgt ist.

Dumm gelaufen ist die Sache mit dem Kathreintanz offenbar 1877 in Feuchtwangen. Dort fühlte sich noch am 15. Dezember – also knapp drei Wochen nach dem Kathreintag – jemand dazu aufgerufen, einen offenbar misslungenen Kathreintanz folgendermaßen zu kommentieren:

„Zu unsern Tanz an Katherein,
Da stellt kein Musikant sich ein.
Ei nun, das ist kein Unglück doch,
Macht in die Kasse auch kein Loch.
Dafür gibts Kraut und Würste gut,
Das X und _cks sich Gutes thut.
Doch auf der Welt ist Alles eitel,
Und wärs auch nur ein leerer Beutel.“

Foto eines alten Zeitungsartikels in Frakturschrift zum Kathreintanz

Amts- und Anzeigeblatt für das Königliche Bezirksamt Feuchtwangen sowie für die Städte und Königlichen Landgerichtsbezirke Feuchtwangen und Herrieden, Nr. 23 (09.06.1877).

Ob’s ein Gastwirt war, dem die Musikkapelle einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und der auf die Schnelle die wartenden Tänzer beruhigen musste? Oder doch ein Tänzer, der nicht zu seinem Recht kam und sich durch den ausschließlich auf seinen Profit bedachten Gastwirt abgezockt fühlte? Die Zeitung gibt keine Hinweise.

Heidi Christ

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