Ihr Kinderlein kommet

Ihr Kinderlein kommet

Ich bin zu keiner Stunde des Tages durch die Kirche gegangen, ohne daß ich Leute, besonders Mütter und Kinder sowohl katholischer als evangelischer Konfession vor der Krippe stehend bemerkt hätte. Der würdige Stadtpfarrer beteuerte, vorzüglich aus Liebe zu den Kindern habe er auf diese Krippe so vieles verwendet. „Diese für uns heilbringenden Geschichten“, sagte er, „werden so den Kindern aufs beste anschaulich und unvergeßlich gemacht“. „Und viele Erwachsene sind in dieser Hinsicht auch noch Kinder!“ sagte mein Vater.
(Christoph von Schmid über die Weihnachtskrippe in Dinkelsbühl, in: Erinnerungen, III. Bändchen, 1853)

Ebendiese Weihnachtskrippe seiner Heimatstadt Dinkelsbühl soll Christoph von Schmid (1768–1854) zu dem Gedicht Die Kinder bey der Krippe inspiriert haben. 1832 wurde dem Gedicht eine Weise von Johann Abraham Peter Schulz unterlegt, mit der wir es heute noch singen.

Für Sebastian Pörtners „Katholisches Gesangbuch für den öffentlichen Gottesdienst im Bißthume Würzburg ...“ von 1828 ist dem Text die Melodie des Weihnachtslieds „Erfreue dich Himmel, erfreue dich Erde“ beigegeben. Dazu wurden die Notenwerte den männlichen Reimen von Schmids Text angepasst.


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Neben der Erweiterung um eine einleitende Strophe erfuhr Schmids Text eine gravierende Änderung: Nicht mehr Kinder sind die Adressaten des Lieds, sondern alle Christen werden aufgefordert, zur Krippe zu kommen. In dieser Form scheint das Lied bis in die 1870er Jahre in Gebrauch gewesen zu sein.


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Mit diesem Einblick in unsere liedkundliche Forschungsarbeit wünscht das Team der Forschungsstelle gesegnete Feiertage und alles Gute für das Jahr 2019.


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