The Holly and the Ivy

The Holly and the Ivy

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Zugegeben, „Die Stechpalme und der Efeu“ geht einem nicht ganz so leicht über die Lippen wie „The Holly and the Ivy“. Wurden die beiden symbolträchtigen Gewächse einst noch in Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsriten gebracht – die Palme als das (gute) Männliche und der Efeu als das (böse) Weibliche – legt der christliche Kontext eine andere Deutung nahe. So soll die Stechpalme, die im Deutschen nicht ohne Grund auch Christdorn genannt wird, mit ihren stacheligen Blättern und ihren roten Beeren die Dornenkrone und die Blutstropfen Jesu symbolisieren. Der immergrüne Efeu hingegen steht für das das ewige Leben.

Der Text des traditionellen englischen Weihnachtsliedes wurde anonym überliefert und geht auf ein Flugblatt aus dem frühen 18. Jahrhundert zurück. Wie alle mündlichen Überlieferungen erfuhr der Text im Laufe der Zeit kleinere Wandlungen und wurde zu unterschiedlichen Melodien gesungen. Gesammelt und aufgezeichnet wurden diese im Fall von „The Holly and the Ivy“ vor allem in Südwestengland. Eine von ihnen wird auch heute noch gesungen und gespielt. Erstmalig publiziert wurde sie 1911 von Cecil Sharp, der sie in seine Sammlung „English Folk-Carols“ aufnahm. Sharp notierte dazu, er habe die Melodie so im Jahr 1909 von Mary Ann Clayton aus Chipping Campden im County Gloucestershire vorgesungen bekommen. Der Beginn einer Weltkarriere - allerdings nicht für Mary Ann Clayton, sondern für das von ihr zum Besten gegebene Lied. Denn diese Version von „The Holly and the Ivy“ sollte eines der bekanntesten traditionellen Lieder Südwestenglands werden. Dass dort noch zahllose andere Folk Songs und Carols gesammelt wurden, beweist die Plattform „Gloucestershire Traditions“, die zu besuchen sich definitiv lohnt: http://glostrad.com/about/.

Doch es gibt noch eine Melodie zu „The Holly and the Ivy“, die nach wie vor interpretiert wird. Als „old french tune“ bezeichnet, ist sie etwa im 1860 von Alexander Shapcott publizierten „Old English Carols Set to Music“ und in Nathan B. Warrens „The Holidays: Christmas, Easter, and Whitsuntide“ von 1868 enthalten.

Spannenderweise hatte ich „The Holly and the Ivy“ in einer komplett anderen Fassung kennengelernt und wurde erst auf die älteren Versionen aufmerksam, als ich den mir bekannten Text plötzlich zu einer „fremden“ Melodie hörte. Auf dem „Christmas Album“ des Chamber Choir of the Arts Educational School London aus dem Jahr 1995 findet sich unter „The Holly and the Ivy“ nämlich eine wunderbar rhythmische Neukomposition des Briten John Gardner (1917-2011), mit dezenter Snaredrum, stark crescendierender Instrumentierung und furiosem Ende. Da wippen die künstlichen Stechpalmenzweige in den Vasen! Denn, seien wir mal ehrlich, um die christliche Symbolik geht es bei den meisten musikalischen Interpretationen von „The Holly and the Ivy“ schon lange nicht mehr. Was bleibt, ist wie immer die Deko - und die Musik.

Zum Mitsingen und Mitwippen haben wir hier drei ganz unterschiedliche Interpretationen der drei beschriebenen Melodien zusammengetragen:

Eine moderne Version von Annie Lennox mit der von Cecil Sharp verschriftlichten und bekanntesten Melodie: https://www.youtube.com/watch?v=qD3JOOLhVh0

Eine sphärische Version des Quadriga Consort mit der als „old french tune“ bezeichneten Melodie: https://www.youtube.com/watch?v=03Jderl2Ch4&list=RD03Jderl2Ch4&index=1

Die beschwingte Chorversion John Garners (und Ganzjahresohrwurm der Autorin): https://www.youtube.com/watch?v=XoRe0wXSLv4


Quellen:
http://glostrad.com
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Holly_and_the_Ivy
Alexander Shapcott „Old English Carols Set to Music“ (1860)
Nathan B. Warrens „The Holidays : Christmas, Easter, and Whitsuntide“ (1868)

Julia Gilfert


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