Maria durch ein Dornwald ging

Maria durch ein Dornwald ging

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Das beliebte Lied stammt aus dem Eichsfeld, dem katholischen Teil Thüringens, wo es um 1600 als Wallfahrtslied entstanden ist. Erst am Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde es wieder entdeckt und verbreitet und wird von Alt und Jung gerne gesungen.?Der Grund für diese Beliebtheit wird uns beim näheren Zusehen schnell einsichtig: Die Melodie ist einfach und zu Herzen gehend. Die schlichten Worte sprechen uns an. Denn da singen wir vom Weg des Menschen durch diese verwundete Welt und vom Wunder ihrer Verwandlung.?Im Lukasevangelium (Kapitel 1, Verse 39-45) wird eigentlich nur angedeutet, was unser Lied ausschmückt und ausdeutet. Die Worte des Liedes tun dies freilich in der Sprache einer tiefen Symbolik, die es zu entdecken gilt. "Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa." So erzählt Lukas.?Begleiten wir also Maria auf ihrem Weg!

1. Maria durch ein Dornwald ging, Kyrieleison!?Maria durch ein Dornwald ging,?der hat in sieben Jahren kein Laub getragen. Jesus und Maria.

Der Weg Marias führt durch einen Wald voller Dornen. "Sieben Jahre hat er kein Laub getragen", kein sichtbares Zeichen für das Leben hervorgebracht.?Sieben ist eine "heilige Zahl". Sie kann bedeuten: eine heile Welt, weit weg von uns. Die Zwerge im Märchen vom "Schneewittchen" wohnen "hinter den sieben Bergen", weit weg von menschlichen Behausungen. Schneewittchen kommt dorthin.?Sieben ist auch Symbolzahl für eine lange Zeit, für einen langen Prozess, der auf ein Ziel hinstrebt. Aus der bildhaften Erzählung des Alten Testaments erfahren wir, dass Gott die Welt in sieben Tagen vollendet hat - als einen "Garten mit allerlei Bäumen, köstlich anzusehen, die gute Früchte trugen".?Durch das Misstrauen dem Schöpfer gegenüber, durch die Sünde des Menschen wird die Erde verdorben, sie wird zum Ort der "Mühsal und Plage". Sie trägt "Dornen und Disteln". - Durch sieben Jahre hindurch ist das so - eine unendlich lange Zeit, eine Zeit ohne Lebenssaft ...?Der Mensch zerstört, was Gott gut geschaffen hat. Die Welt "verwildert" zum "Dornwald". Was bleibt dem Menschen anderes als aus dieser Not heraus zu rufen: "Kyrieleison!" Hilf, Herr, wir sind verloren! Die Not ist groß!?Doch Gott gibt den Menschen nicht auf. Er geht ihm nach, sucht ihn, je mehr und je tiefer sich der Mensch im Dornengestrüpp verstrickt. In seiner "brennenden Liebe" will er den Menschen befreien.?Er erscheint dem Mose "im brennenden Dornbusch": Gott ist da, mitten in dieser "dornigen Welt". Er hat sich nie abgewandt von ihr. Er bleibt ihr treu. Es ist ja seine Welt. Und er nennt dem Mose seinen Namen: "Ich bin der Ich-bin-da.".
In dieser heillosen, dornenvollen Welt ist Maria unterwegs, in unserer Welt. Sie trägt Christus in diese Welt hinein.

2. Was trug Maria unter ihrem Herzen? - Kyrieleison!?Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,?das trug Maria unter ihrem Herzen. Jesus und Maria.

3. Da haben die Dornen Rosen getragen - Kyrieleison!?als das Kindlein durch den Wald getragen,?da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria.

Das Kind, das Maria trägt, ist der Retter der Welt, der Heiland. Der tote Wald, der "in sieben Jahr kein Laub getragen" hat, erwacht zu neuem Leben. Die Dornen fangen an Rosen zu tragen.?In Jesus will Gott in seine Welt kommen, in diesen "Dornwald". In Jesus will er sie befreien zum Leben: "Da haben die Dornen Rosen getragen..." Unerwartetes geschieht: Wo nichts zu erwarten ist, blüht neues Leben! So ist Gott!?Schmerzlich muss Jesus als erwachsener Mann später erfahren, dass vieles von seiner Frohbotschaft wieder "unter die Dornen fällt, die es ersticken". Dennoch gibt Jesus nicht auf. "Gott rettet, Gott schenkt Heil, Gott ist Heil" - so heißt der Name Jesus in unsere Sprache übersetzt. Jesus, der Retter, der Heiland verstrickt sich in seiner nachgehenden, "unvorsichtigen Liebe" zu den Sündern so tief in den "Dornwald" hinein, dass diese Dornen am Ende wie das Sinnbild seiner wehrlosen Liebe erscheinen: "Sie setzten ihm eine Krone aus Dornen aufs Haupt." (Markus Kapitel 15, Vers 17), bevor sie ihn zu Tode bringen.?Er aber bleibt nicht im Tod, sondern besiegt den Tod. Das Ende ist nicht Tod und Grab und Untergang, sondern Leben, Auferstehung, Ostern. Er, der Getötete, überwindet den tödlichen Stachel: "Tod, wo ist dein Stachel?" So kann später Paulus voll Staunen fragen. (1. Brief an die Korinther, Kapitel 15, Vers 55).?Was mit dem Kind begann, das "Maria unter ihrem Herzen durch den Dornwald trug", wird vollendet in seinem Ostersieg. Weihnachten und Ostern gehören unlösbar zusammen. Weihnachten ist ohne Ostern nicht denkbar.?Darum ist es gut, wenn wir dies auch im äußeren Zeichen sichtbar machen: Die Kerzen am Adventskranz empfangen ihr Licht von der Osterkerze. Und das Licht der Osterkerze wird auch leuchten und strahlen, wenn wir uns an den Lichtern des Christbaums erfreuen.?Die Ankunft des Kindes Jesus - es wird in der fünften Strophe liebevoll "Christkindlein" genannt, hat den "Dornwald" unserer Welt ein für allemal verwandelt. Die Welt ist nicht verloren. Sie ist gerettet. Wir haben Grund zur Freude!

4. Wie soll dem Kind sein Name sein? Kyrieleison.?Der Name, der soll Christus sein,?Das war von Anfang der Name sein! Jesus und Maria.

5. Wer hat erlöst die Welt allein? Kyrieleison!?Das hat getan das Christkindlein,?Das hat erlöst die Welt allein! Jesus und Maria.

Bei uns zu Hause begann der Heiligabend immer mit einem festlichen Essen, wozu Schallplatten von Ivan Rebroff und Anneliese Rothenberger aufgelegt wurden. Deshalb singt hier die bekannte Sopranistin in einer Aufnahme von 1967 für Sie: https://www.youtube.com/watch?v=qMedruCqhUs

Sehr eindrucksvoll auch die Interpretation der Singers of Janacek conservatory Ostrava:
https://www.youtube.com/watch?v=wZRTSqVSVmw

Heidi Christ

 


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