Hark! The Herald Angels Sing
Wenn es ein Lied gibt, das für mich seit Jahren untrennbar mit dem Heiligen Abend verbunden ist, dann heißt dieses Lied „Hark! The Herald Angels Sing“. Das mag überraschen, wurde doch auch ich zunächst mit den „klassischen“ deutschen Weihnachtsliedern sozialisiert. Doch schon bald hielten nach und nach auch englischsprachige Lieder Einzug, einerseits aus dem Jazz, andererseits in Form englisch-amerikanischer Christmas Carols. Ein Aufenthalt in Kanada im Jahr 2004 bescherte mir ein Heftchen, das seither zum festen Bestandteil unseres Feiertagsgesangs gehört, und mit ihm das wunderbare Lied „Hark! The Herald Angels Sing“.
Den ursprünglichen Text des Liedes hat Charles Wesley (1707–1788) geschrieben, der zusammen mit seinem Bruder, dem Theologen John Wesley, einer der Begründer der Methodistischen Kirche war. 1739 wurde der Text erstmals in seiner Sammlung „Hymns and Sacred Poems“ veröffentlicht, damals noch mit den Anfangsworten „Hark, how all the welkin rings! Glory to the king of kings“. Durch eine Bearbeitung des Geistlichen George Whitefield (1714–1770), ebenfalls ein Mitbegründer der evangelisch-methodistischen Bewegung, erhielt der Text seine heute gängigen Eingangszeilen: „Hark! The herald angels sing, glory to the newborn king“. Wie so oft findet sich meist entweder die eine oder die andere Version in den Hymnen- und Liederbüchern. In einer Ausgabe von „The English Hymnal with tunes“ (erstmals gedruckt 1906) aus unserem Archiv finden sich beide Textvarianten. Die ursprüngliche ist hierbei mit einer Melodie verbunden, die schlicht als „English Traditional Melody“ bezeichnet wird. Der bearbeitete Text erscheint zusammen mit der heute bekannten Melodie, die von keinem Geringeren als Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) stammt. 1840 als Teil seines Chorwerkes „Festgesang zum Gutenbergfest“ (MWV D4) komponiert, hatte die Melodie ursprünglich überhaupt nichts mit dem englischen Weihnachtslied zu tun. Wenige Jahre nach Mendelssohns Tod war es der englische Komponist William Hayman Cummings (1831-1915), der beides miteinander verband.
Für das „Corona-Weihnachtsfest 2020“ wurde in meiner Familie bereits die Idee laut, man könne unseren „All-Time-Favourite“ diese Weihnachten ja im Garten singen. Denn ein Heiliger Abend ohne „Hark! The Herald Angels Sing“ ist für uns nicht denkbar. Die Gartenvariante hätte zwei Vorteile: Zum einen könnten die Aerosole gen Himmel steigen, und zum anderen hätten die Nachbarn auch was davon. Einer Hymne durchaus angemessen, oder?
Und wo wir gerade beim Singen an ungewöhnlichen Orten sind: Wie wäre es, wenn Sie dieses Jahr (wenn auch nur vor Ihrem PC) Teil eines Flashmobs des WDR Rundfunkchors werden?
https://www.youtube.com/watch?v=FpgBvZ4obbY
Julia Gilfert
Quellen:
The English Hymnal with tunes (erstmals gedruckt 1906), London.
https://www.lieder-archiv.de/hark_the_herald_angels_sing-notenblatt_200205.html
https://en.wikipedia.org/wiki/Hark!_The_Herald_Angels_Sing
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