Stille Nacht

Stille Nacht

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Eine Friedensbotschaft zu Weihnachten. Gewalt und Hunger sind zwei Zustände, die Sie wahrscheinlich nicht als erstes in Verbindung mit diesem weltweit bekannten Weihnachtslied bringen. Besinnlichkeit, Ergriffenheit und Gänsehaut vermittelnd, wurde das Lied in über 200 Jahren aus dem ursprünglichen Kontext des Leids, der Armut, des Kriegs und der Seuche zu einem weltweiten Hoffnungsträger, weitergetragen durch die Verzweiflung der Menschen.
1815 endete der Napoleonische Krieg, mit dem Wiener Kongress sollte das Leid in Österreich und Bayern ein Ende nehmen. Theoretisch. Orte bekamen eine neue Verwaltung, neue Strukturen, eine neue Nationalität. Grenzen trennten Bekanntschaften, Arbeitsplätze von Arbeitenden, Freunde und Familien. Wo sich einst ihre Heimat befand, begaben sich Menschen in ihren schützenden Rückzugsort, einer Fremde. Das Salzburger Land wird gespalten, Laufen bleibt bayerisch, Oberndorf wird Teil Österreichs. Im gleichen Jahr brach auf Sumbawa der Vulkan Tambora aus. Die  Naturkatastrophe hinterlässt Teile Indonesiens in Schutt und Asche. 1816 folgte in Bayern und Österreich schließlich ein Jahr der Kälte. Ernteausfälle führen zu Hunger, Seuche und Tod.
Joseph Mohr (1792–1848) war ein junger Hilfspriester in Oberndorf, der ebenfalls aus einfachen Verhältnissen stammte. Er schrieb 1816 in Mariapfarr im Lungau ein sechsstrophiges Gedicht: »Stille Nacht! Heilige Nacht!« Dieses Gedicht gab Mohr einem Freund, dem Organisten Franz Xaver Gruber (1787–1863). An Weihnachten 1818 erklang zum ersten Mal das Zusammenspiel eines Gedichts mit der Botschaft von Frieden und Hoffnung, einer zärtlichen und melancholischen Melodie, der beiden Stimmen der Männer in Tenor- und Basslage und einer Gitarrenbegleitung in der St. Nikolaus Kirche. Diese Kirche wurde zur Jahrhundertwende abgerissen, an gleicher Stelle die Gedächnistkapelle »Stille Nacht!« errichtet.
Außergewöhnlich für die damalige Zeit war das Lied deshalb, weil es in deutscher Sprache und für zwei Gitarren anstatt für die Orgel komponiert wurde – es wurde aus dem kirchlichen Kontext losgelöst. Es ging nicht um Schemata und Regeln, Mohr und Gruber schufen ein Lied der Gemeinschaft. Als Wiegelied mit getragenem Siciliano-Rhythmus vermittelt diese Musik Geborgenheit. Gruber schrieb zahlreiche Fassungen des Lieds, heute sind weltweit knapp 1000 Arrangements und Fassungen bekannt.
Wesentlich zur Verbreitung des Lieds hat der Orgelbauer Carl Mauracher beigetragen, der das Lied nach Fügen ins Zillertal brachte. Verbreitet wurde es dort von der Sängerfamilie Rainer aus Fügen und den Geschwistern Strasser aus Laimach/Hippach. Die Geschwister Strasser verkauften 1831 auf dem Markt in Leipzig Unterwäsche und Handschuhe und sangen nebenbei das Hoffnungslied. 1997 erschien der deutsch-österreichische Spielfilm »Das ewige Lied«, der die Geschichte des Priesters Joseph Mohr und dem Lied erzählt, das um die Welt ging.

Aufgrund der Geschichte, der Verbreitung und Bedeutung des Weihnachtslieds, wurde 1972 die Stille Nacht Gesellschaft gegründet, deren Ziel die Erforschung aller mit der Entstehung des Weihnachtslieds »Stille Nacht! Heilige Nacht!« zusammenhängenden Umstände sowie der Verbreitung der authentischen Fassungen des Liedes sind.

Gerade zu Kriegszeiten verbreitete das Lied Friede und Hoffnung unter den Menschen. Im ersten und Zweiten Weltkrieg wurde es in die Öffentlichkeit getragen, Trost in über 300 Sprachen und Dialekten weltweit gespendet. Weihnachten im Jahr 1914 sollte selbst für die Soldaten Frieden bedeuten. Der Erste Weltkrieg hatte vor knapp einem halben Jahr begonnen, über eine Million Soldaten waren gefallen oder verwundet. Am Heiligen Abend jedoch herrschte eine stille Nacht, als an der 50km langen Front beider Seiten die Waffen und Helme niedergelegt wurden und Weihnachtslieder Explosionen der Bomben und Waffen zum Schweigen brachten. In verschiedenen Sprachen erklang »Stille Nacht! Heilige Nacht!«  

Tun wir es wie die Soldaten, legen wir den Ballast der letzten Monate und Wochen nieder und singen das Lied mit Freude und Hoffnung. Ich wünsche Ihnen ein paar Tage voller Lichterglanz und Freude, voller Besinnlichkeit und Harmonie, voller Zufriedenheit und Gesundheit. Frohe Weihnachten!

Lied in ursprünglicher Besetzung und mit allen sechs Strophen

Quellen und zum Stöbern:
https://www.stillenacht.com/de/geschichte/
https://www.stillenacht.at/ https://www.deutschlandfunk.de/200-jahre-stille-nacht-ein-lied-geht-um-die-welt.1242.de.html?dram:article_id=436784

Der Film »Das ewige Lied«
Ein Ausschnitt zum Lied
Infos

Lied-Dokus:
200 Jahre Stille Nacht

Joseph Mohr: der Ursprung von "Stille Nacht, Heilige Nacht"


Lena Grastat


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