O Holy Night

O Holy Night

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Wenn man ein Lied so bewegend findet, dass man sich beim lautstarken Mitsingen ertappt, erscheint es lohnend, nach möglichst vielen verschiedenen Versionen zu suchen, um in den Genuss von besonders schönen Interpretationen zu kommen. So erging es mir bei „O Holy Night“.
Der Ursprung dieses wunderschönen Weihnachtslieds ist im Frankreich des 19. Jahrhunderts zu suchen und nicht ganz klar, denn es gibt mindestens zwei „Entstehungsgeschichten“ und ganze Bücher, die sich mit diesem Lied beschäftigen. Die folgende Version ist die glaubhafteste und basiert auf den umfangreichen Recherchen von René Durieu, Pfarrer in Roquemaure (Département Gard), der seine Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte dieses Lieds 1984 in einem Buch veröffentlicht hat.
Der aus Roquemaure stammende Dichter Placide Cappeau (1808–1877) wurde vom Abt Eugène Nicolas, der im selben Ort wohnte und mit ihm befreundet war, gebeten, einen Text für ein Weihnachtslied zu dichten, das er dann vom erfolgreichen Komponisten Adolphe Adam (1803–1856) vertonen lassen wollte. Zwar wusste Nicolas, dass Cappeau nicht sonderlich religiös war, er schätzte jedoch sein dichterisches Talent. Die Zeit drängte, denn Weihnachten sollte das Lied uraufgeführt werden. Kurz darauf kam Cappeau dem Wunsch nach und brachte am 3. Dezember 1847 – während er bereits auf dem Weg zu Adophe Adam nach Paris war – den Urtext des Gedichts „Minuit, chrétiens“ (Mitternacht, Christen) zu Papier, welchen er dem Komponisten dann auch übergab. Adam war von diesem Zeitdruck wenig angetan, aber Cappeau brachte die Sängerin Émilie Laurey ins Spiel, eine gemeinsame Bekannte. Inspiriert vom Wortlaut und um Madame Laurey einen Gefallen zu tun, komponierte Adolphe Adam im Dezember 1847 dann die Melodie, die bis heute mitreißt. Weil das Versmaß nicht ganz zur Melodie passte, musste Cappeau noch einige Textstellen ändern. Schließlich erhielt der Auftraggeber – Abt Eugène Nicolas – das fertige Lied per Post, versehen mit der Widmung „Composé et mis en musique expressément pour Madame Émilie Laurey“. Die kleine Kirche von Roquemaure war brechend voll, als Madame Laurey in der Nacht des 24. Dezember 1847 dieses Auftragswerk das erste Mal erklingen ließ, begleitet von der Kirchenorgel.

Minuit, chrétiens! c’est l’heure solennelle,
Où l’homme Dieu descendit jusqu’à nous
Pour effacer la tache originelle,
Et de son Père arrêter le courroux.
Le monde entier tressaille d’espérance,
À cette nuit qui lui donne un Sauveur.
Peuple à genoux, attends ta délivrance,
Noël, Noël, voici le Rédempteur,
Noël, Noël, voici le Rédempteur.

De notre foi que la lumière ardente
Nous guide tous au berceau de l’enfant,
Comme autrefois une étoile brillante
Y conduisit les chefs de l’Orient.
Le Roi des rois naît dans une humble crèche;
Puissants du jour, fiers de votre grandeur,
À votre orgueil c’est de là qu’un Dieu prêche:
Courbez, courbez vos fronts devant le Rédempteur,
Courbez vos fronts devant le Rédempteur.

Le Rédempteur a brisé toute entrave
La terre est libre et le ciel est ouvert.
Il voit un frère où n’était qu’un esclave:
L’amour unit ceux qu’enchaînait le fer!
Qui lui dira notre reconnaissance?
C’est pour nous tous qu’il naît, qu’il souffre et meurt:
Peuple, debout?! Chante ta délivrance,
Noël, Noël, chantons le Rédempteur,
Noël, Noël, chantons le Rédempteur.

„Minuit, chrétiens!“ wurde in viele Sprachen übersetzt, die englische Übersetzung ist wohl die bekannteste. Unzählige Versionen, Varianten und Interpretationen sind entstanden und entstehen immer neu. Hier nur 5 Beispiele, die Auswahl fiel schwer:

Wie für viele andere Lieder, gibt es auch von diesem eine Interpretation von der griechischen Ausnahmesängerin Nana Mouskouri, die 2015 den ECHO für ihr Lebenswerk erhielt

„Heilige Nacht, in der der Herr geboren“ als Flashmob, natürlich vor der Pandemie aufgenommen – 2018 in Vechta

Hier der Beweis, dass der Song auch mit Reggae-Rhythmen kompatibel ist

Auch in Norwegen ist das Lied beliebt: O Helga Natt, gesungen von der Sopranistin Sissel Kyrkjebø

Wie gefährlich es sein kann, einen Liedtext nicht auswendig zu können, zeigt diese Szene aus der Serie South Park

Zum Weiterlesen (auf Französisch)

Christoph Meinel


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