Wexford Carol

Wexford Carol

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Die Klänge der irischen Flöte verhallen. Jetzt trägt die klare Stimme einer Sängerin die Melodie, nur von einem Orgelpunkt auf der Drehleier und ein paar arpeggierten Harfenakkorden begleitet. Das war der Moment, in dem es um mich geschehen war. Ich, die Irland und vor allem traditionelle irische Musik schon so lange liebt, kannte The Wexford Carol nicht, bis ich es vor einigen Jahren auf einem weihnachtlichen Konzert, interpretiert von der Sängerin Kira Kelly, zu hören bekam.

Im Internet findet man an mehreren Stellen die Information, das sphärische Lied sei bis ins 12. Jahrhundert zurückzuführen – einen Quellenbeleg konnte hierfür jedoch nicht gefunden werden. Fest steht, dass The Wexford Carol ein tradiertes irisches Weihnachtslied ist – neben all den englischen Carols, die heute noch bekannt sind, also durchaus eine Seltenheit. Seinen schlichten Namen verdankt es der Tatsache, dass es der Organist und Musikdirektor der St. Aidan’s Cathedral in Enniscorthy im südostirischen County Wexford, William Grattan Flood (1859-1928), war, der das Lied populär gemacht hat. Der hat das Lied dort von einem Gemeindemitglied vorgesungen bekommen und es anschließend aufgeschrieben. Publiziert wurde es dann erstmals 1928 im Oxford Book of Carols, herausgegeben von Percy Dearmer, Martin Shaw und Ralph Vaughan Williams.

Ihr guten Leute,
bedenket wohl und vergesst auch in dieser Weihnachtszeit nicht,
was unser guter Gott für uns getan hat,
indem er uns seinen geliebten Sohn geschickt hat.
Lasst uns an diesem Weihnachtstag
mit der heiligen Maria in Liebe zu Gott beten,
denn in Betlehem ist an jenem Morgen
ein gesegneter Messias geboren worden.

So in etwa kann man den ersten Vers des Wexford Carol übersetzen, der wie eine Art Einstimmung auf die kommenden Verse wirkt. Denn was dann folgt, ist – ähnlich wie im französischen „Les anges dans nos campagnes“ – das, was im Lukasevangelium über die Geburt Jesu geschrieben steht und als Weihnachtsgeschichte bekannt ist. Doch The Wexford Carol kommt ganz anders daher als der überschwängliche Lobpreis des französischen Weihnachtsliedes, das wir hier am 15. Dezember vorgestellt haben. Es will uns lauschen und innehalten lassen. Und damit passt es, wie ich finde, ganz wunderbar in die besondere Stimmung, von der die Zeit „zwischen den Jahren“ immer erfüllt ist.

Wer glaubt, die irischstämmige Musikerfamilie „The Kelly Family“ habe mit Volksliedern und Gebrauchsmusik nichts zu tun, irrt übrigens gewaltig. Auf ihren Stationen als Straßenmusikanten, die sie unter anderem nach Deutschland, Irland, Amerika, Frankreich und Spanien führten, haben sie gerade in den 1980er Jahren einen wahren Schatz an Volksliedern gesammelt und interpretiert. Eines davon ist auch The Wexford Carol, das wir Ihnen hier in besagter Version von Kira Kelly zeigen möchten.

Julia Gilfert


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