Schneeflöckchen, Weißröckchen

Schneeflöckchen, Weißröckchen

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Es ist doch jedes Jahr wieder überraschend... Manche freuen sich, wenn sie vom Himmel fallen, andere lassen gleich die Sommerreifen an den Autos und schlittern durch den Winter. Zugegeben, wenn man für 40 km plötzlich knapp zwei Stunden zur Arbeit fährt, dann wünsche auch ich mir eine trockene und weniger verschneite Straße, aber sonst ist das doch sehr schön oder?
Der Text des Winterlieds »Schneeflöckchen, Weißröckchen« wurde 1896 von der Breslauer Kindergärtnerin und Lehrerin Hedwig Haberkern (1837-1902) gedichtet. Das Gedicht ist Teil ihrer ersten Veröffentlichung »Geschichte von der Schneewolke«, in der die Erstfassung des Liedtextes »Schneeflöckchen vom Himmel« stand. »Tante Hedwig«, so nannte sich die Autorin liebevoll, schrieb Erzählungen und Gedichte für Kinder.
Haberkern sah, so wird vermutet, die Liedmelodie W. A. Mozarts für ihr Gedicht vor, die Mozart 1791 als »Das Kinderspiel« (KV598) für Singstimme und Klavier für Christian Adolf Overbecks 1777 geschriebenen Text »Wir Kinder, wir schmecken der Freuden recht viel«, komponiert hatte. Weil sich das Schneeflöckchen-Lied so nicht durchsetzen konnte, wurde das Gedicht bis etwa 1900 immer wieder über neue Melodien gelegt. So beispielsweise über Kompositionen Johann Andrés und Kurt Schlägers sowie über die Melodie von »Im Märzen der Bauer«. 1945 konnte sich schließlich die heute bekannte Melodie von Unbekannt durchsetzen, Quellenangaben sollen deutschen Kolonisten aus Russland oder Kurland die Herkunft zugeschrieben haben. Nachweisbar ist die Melodie in Liederbüchern seit 1915.
Aber nicht nur die Melodie entwickelte sich mit der Zeit, der heutige vierstrophige Text bestand ursprünglich aus zwei Strophen:
    »Schneeflöckchen, vom Himmel
    da kommst du geschneit,
    du warst in der Wolke,
    dein Weg ist gar weit.
    Ach setz dich ans Fenster,
    du niedlicher Stern,
    gibst Blätter und Blumen,
    wir haben dich gern!

    Schneeflöckchen, ach decke
    die Saaten geschwind.
    Sie frieren, du wärmst sie,
    so bittet das Kind.
    Schneeflöckchen, Weißröckchen
    so kommet doch all’,
    dann wird bald ein Schneemann,
    dann werf’ ich den Ball.«
»Weißröckchen« ist das schlesische Wort für »Schneflöckchen« und ist auf Haberkerns Heimat zurückzuführen. Zu Beginn des Lieds erzählt »Tante Hedwig« von der Herkunft des Flöckchens aus dem Himmel und der langen Reise, von der es sich doch am Fenster erholen könnte und dieses gleichzeitig für die Kinder ziert. Von den gewärmten Innenräumen des Hauses geschützt können sich die Kinder zarte Eisblumen und Kristalle ansehen. »Du wärmst sie«, so umschreibt sie den Schnee als Decke über der Saat. Die kleinen Samenkörner, die noch wachsen müssen, werden, wie es die Natur vorsieht, beschützt. Neben dem natürlichen Schutz auch noch als lustiges Spiel vor dem Haus, scheint die Gefahr des unschuldig am Fenster sitzenden Flöckchens doch verschwunden. Und darum ging es auch der Kinderautorin – sie wollte den Kindern Angst und Schrecken vor tödlicher Kälte nehmen, ihnen zeigen, wie kraftvoll, schützend und magisch der Schnee sein kann.
Weil ich das Lied als Kind geliebt habe, dürfen auch Sie heute »Schneeflöckchen, Weißröckchen« singen.

Zum Anhören

Quellen:
https://www.lieder-archiv.de/schneefloeckchen_weissroeckchen-notenblatt_200008.html
https://www.welt.de/welt_print/article2971367/So-verliert-der-Winter-seinen-Schrecken.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Schneefl%C3%B6ckchen,_Wei%C3%9Fr%C3%B6ckchen

Lena Grastat


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