Drei König führet die göttliche Hand

Drei König führet die göttliche Hand

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Baudolino, der Romanheld Umberto Eccos, organisierte für den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige 1164 nach Köln, wobei sich der bekannte Schriftsteller an historischen Fakten orientierte. Möglicherweise aus Anlass des 200jährigen Jubiläums der Reliquienüberführung verfasste Johannes von Hildesheim die „Historia tri regum“, die Geschichte der Drei Könige. Aus der im 12. Jahrhundert von Köln aus einsetzenden Verehrung der Heiligen Drei Könige entstand wohl langsam der Brauch des Sternsingens, der erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt ist und anfangs nur im Umkreis von Bischofssitzen und Stiften bekannt war. Chor- und Kloster-Schüler übten ihn zunächst aus, fast ausschließlich männliche Jugend. Es kam, wie es kommen musste: Die Obrigkeit war gar nicht einverstanden mit den Heischebräuchen, suchte – und fand – Missbrauch und Bettel. Und verhängte mehr oder minder erfolgreich Verbote. Die katholische Amtskirche schaltete sich schließlich ein, organisierte und kontrollierte zunehmend das Brauchgeschehen und rief 1959 schließlich die „Aktion Dreikönigssingen“ ins Leben. Mittlerweile müssen die kirchlichen Sternsinger-Gruppen wieder Ausweise mit sich führen, um sich als „echte“ Sternsinger im Auftrag des Kindermissionswerks gegen betrügerische Banden abgrenzen zu können.
Ob die Sternsinger in diesem Jahr bei Ihnen wie gewohnt von Haus zu Haus ziehen, ob eine Anmeldung nötig ist, wie viele Sternsinger in einer Gruppe unterwegs sein können, ob sie singen oder nur sprechen dürfen, ob die ganze Aktion kontaktlos-digital stattfindet, das Segenspaket mit der Post zu Ihnen kommt oder beim Bäcker lediglich eine Sammelbüchse mit bereitliegendem Infomaterial aufgestellt wird – das finden Sie sicher über die Tagespresse oder die Internetseite Ihrer Pfarrgemeinde selber heraus. Für mich jedenfalls heißt es heuer wohl, dass wir keine Transporte der Majestäten in unsere Ortsteile übernehmen und die fünf Heiligen Drei Könige auch nicht an unserem Tisch bewirten dürfen. Unsere Haustür steht ihnen aber garantiert offen!
„Die Buben, welche die hlg. drei Könige darstellen, sind in weiße Gewänder gekleidet, mit einem Leibgurte von rothem Bande. Auf dem Haupte tragen sie Kronen von Goldpapier. Jeder hat einen goldenen Scepter in der Hand, ein goldenes Schwert an der Seite, und Kasper mit schwarzem Gesichte, allein einen großen goldenen Stern auf der Brust. [Die Kinder führen ein kurzes Spiel auf] Melchior und Balthasar knien nieder und halten ihre Schwerter aufrecht kreuzweis gegen einander; gegenüber steht Kasper und bewegt seinen Scepter zwischen den beiden Schwertspitzen im Takte des nachfolgenden, von Melchior und Balthasar gesungenen Liedes, hin und her.“ – Mehrere Internetportale verweisen auf das erstmals 1905 erschienene Werk „Macht auf das Tor – Alte deutsche Kinderlieder“, herausgegeben von Maria Kühn als früheste Quelle, dabei steht es bereits 1855 nach dem eben zitierten Text bei Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth in „Fränkische Volkslieder mit ihren zweistimmigen weisen, wie sie vom Volke gesungen werden, aus dem Munde des Volkes selbst gesammelt“. Ditfurth hat es in Theres im Landkreis Haßberge aufgezeichnet.

https://www.brauchwiki.de/sternsingen/
https://www.sternsinger.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Baudolino
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_von_Hildesheim

Heidi Christ


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