Notizen zum Musikantenhandwerk

von Armin Griebel


Dieser Beitrag befasst sich mit der Ausbildung von Musikanten, die später Musik im Sinne von „Gebrauchsmusik“ getrieben haben, im Haupt- oder Nebenberuf und meist ein Leben lang. Gemeint ist nicht der Freizeitmusikant, wie er heute in den vereinsmäßig organisierten Blaskapellen auftritt, sondern jener ältere Musikantentyp, der mit Musikdiensten einen Teil seines Lebensunterhalts verdiente. (1) Er war Träger eines Musizierguts, dem manche Kreise der Volksmusikpflege in Franken, Bayern und anderen Regionen unter der Bezeichnung Volksmusik große Wertschätzung entgegenbringen. Dem dazu gehörigen Musikantentum mit seinen Lebensbedingungen und Einstellungen hat sich die Volksmusikforschung erst in jüngerer Zeit zugewandt. (2) Es gab im Wesentlichen zwei Ausbildungsformen: die reguläre Lehre beim städtischen Musikmeister und die nicht formalisierte Ausbildung bei einem lokalen Musiker. Der autodidaktische Musikant, der sein Instrument ohne systematischen Unterricht imitierend erlernte und auf diese Weise gleichsam von selbst in die musikalische Praxis hineinwuchs, war in unseren Breiten eine Ausnahme, die mit der musikalischen Realität der letzten hundert Jahre wenig zu tun hat. Die Mehrzahl der auf dem Land tätigen Musikanten ist in Franken über informelle Ausbildungsverhältnisse von unterschiedlicher Dauer an die Musik herangeführt worden. Oft haben unsere Gewährsmänner – Frauen gab es in diesem Geschäft kaum – eine Ausbildung erhalten, die zwar auch als Lehre bezeichnet wird, jedoch ohne Lehrvertrag und Abschlusszeugnis blieb.

Im Folgenden geht es vornehmlich um Musikanten, die eine mehrjährige Lehre an einer städtischen Musikschule absolvierten. Wer hier zur Lehre gebracht wurde, war in der Regel überdurchschnittlich begabt und wollte (oder sollte nach dem Willen der Eltern) Berufsmusiker werden. Ausbildungsstätten waren die handwerksmäßig organisierten Kapellen, die im 19. Jahrhundert in der Nachfolge der privilegierten Türmer- und Stadtmusiken entstanden. In vielen Städten Mittel- und Oberfrankens gab es die „Stadtpfeifen“, wie die den Stadtkapellen angeschlossenen Musikschulen im Musikerjargon weiterhin hießen, bis sie in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch neue Organisationsformen im Gefolge moderner Tanz- und Unterhaltungsmusik aus dem Geschäft gedrängt wurden. In das Jahrzehnt nach dem 2. Weltkrieg fiel auch in Franken das endgültige Ende der auf handwerklicher Basis organisierten Lehrlings-Ausbildung, die vom städtisch bediensteten Musikmeister ausging.

 

Die Ausbildung beim Stadt- oder Landmusiker

Das aus der Handwerkstradition stammende Musikantentum war als Ausläufer alter Türmer- und Stadtpfeifertraditionen Anfang des 20. Jahrhundert in den protestantisch geprägten Regionen Frankens noch in den kleinsten Städten zu finden. (3)  Speziell im Musikleben Mittelfrankens spielten die Stadtmusiken, im Volksmund Stadtpfeifen genannt, noch eine wichtige Rolle, als andere Regionen Deutschlands im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert bereits ihren Niedergang und ihr Ende verzeichneten. In den Landstädten zwischen Rothenburg und Lauf, Uffenheim und Weißenburg blühten unter der Leitung tüchtiger Musikmeister Kapellen, die mit musikalischer Vielseitigkeit auf handwerklich hohem Niveau aufwarten konnten. (4) Die den Kapellen angeschlossenen privaten Musikschulen mit Unterbringung beim Lehrherren sorgten für einen vielseitigen Instrumentalunterricht ihrer Lehrlinge.

Eine davon, zu ihrer Zeit vielleicht die bedeutendste, war die Fürstsche Musikschule in Neustadt an der Aisch. Sie hat bis heute einen geradezu legendären Ruf bei den Musikern der Region und soll hier etwas eingehender behandelt werden. Ihr Leiter, Eduard Fürst, wurde 1860 als Sohn des Stiftstürmers und Stadtmusikus Gustav Adolf Fürst (1816-1901) in Feuchtwangen geboren. Von seinen fünf Brüdern waren zwei ebenfalls als Stadtmusikmeister tätig: Wilhelm Fürst in Rothenburg (1848-1911) und Hans Fürst (1872-1958) als Nachfolger des Vaters in Feuchtwangen. (5) Die spätere Berühmtheit seines Bruders Georg Fürst (1870-193 ), der als Komponist des „Badonviller-Marsches“ bekannt ist (benannt nach einem der ersten Gefechte seines Regiments bei Badonviller am Westrand der Vogesen am 12. August 1914) mag auf die anderen Familienmitglieder abgefärbt haben. (6) Eduard Fürsts Vorvorgänger im Amt waren für zwei Generationen Musiker aus der böhmisch-fränkischen Musikerfamilie Scherzer, die im 19. Jahrhundert auch in Ansbach und Erlangen diese Ämter bekleideten. Adolf Scherzer (1815-1864) der Komponist eines Parademarsches, der unter dem Namen „Bayerischer Defiliermarsch“ zum berühmtesten aller bayerischen Märsche avancierte, wurde hier geboren und von seinem Vater Johann Christoph Scherzer (Stadtmusikus in Neustadt von 1807-1832) ausgebildet. (7) Nach dem frühen Tod des Vaters vor die Wahl gestellt, als Musikgeselle in Neustadt weiterzuarbeiten oder sich einen eigenen Lebensunterhalt auswärts zu suchen, entschied sich der 17jährige Adolf Scherzer – wie schon sein Vater, sein Onkel und sein Ansbacher Halbbruder – fürs Militär. (8)

Von 1877 bis zu seinem frühen Tod 1883 hatte der aus Bischofsgrün gebürtige Johann Leonhard Schreier, der bis dahin Gehilfe in Scherzers Kapelle gewesen war, die Leitung der Stadtkapelle inne. (9) Bevor Eduard Fürst 1883/84 die Stelle in Neustadt übernahm, hatte er am Würzburger Konservatorium Violine und Komposition bei Meyer-Olbersleben studiert und war einige Zeit im Würzburger Theaterorchester tätig gewesen (10). Ähnlich hatte Johann Döbereiner ein knappes Jahrzehnt zuvor von Würzburg aus die Stelle als Stadtmusikus von Wunsiedel angetreten. (11)


Die Stadtkapelle Wunsiedel unter Johann Döbereiner um 1900. Die Kapelle
besteht, wie in vergleichbaren Städten Frankens, überwiegend aus den Lehrlingen
des Stadtmusikmeisters. FFV_KT4152_0006_R11

Es war gängige Praxis, zuverlässige Kräfte (oft jüngere Familienmitglieder) für den Neuaufbau der Kapellen mitzubringen, um nicht auf Gedeih und Verderb den Forderungen der Gesellen des Vorgängers ausgeliefert zu sein. In dieser Phase waren die jüngeren Brüder Georg und Hans Fürst kurze Zeit als Gehilfen bei Eduard in Neustadt beschäftigt. Georg Fürst entschied sich später für die Militärmusiklaufbahn. Er trat 1889 als Trompeter und Violinist in das Inf.-Leibregiment München ein, wurde 1895-1897 an die Akademie der Tonkunst abkommandiert, 1902 zum Musikmeister befördert und zum 5. Inf.- Regiment nach Bamberg versetzt. 1911 wurde er als Obermusikmeister Nachfolger von Max Högg beim Inf.- Leibregiment in München und war nach dem Ersten Weltkrieg bis 1935 dem 19. Inf.-Regiment zugeteilt. (12) Kapellmeister Dörfler, der von 1905 bis 1909 Eduard Fürsts Schüler war, beschreibt aus der Erinnerung (1955) den Unterricht so: „Früh 7 Uhr Streichmusik, meistens Einzelunterricht, ab 9 Uhr Zusammenspiel; Orchester- und Quartettproben oder Harmonielehre je zweimal die Woche. Wer keinen Unterricht zu besuchen hatte, musste sich auf seinen Instrumenten üben. Die Probenräume waren im ganzen Hause von der Waschküche bis zur Bodenkammer mit übenden Schülern belegt und mit Musik erfüllt. Der älteste und reifste Schüler hatte seinen Vorbereitungsort im offiziellen Probezimmer. Um 3/4 11 Uhr wurde die Übung für Fortgeschrittene unterbrochen, weil diese zum Turmblasen mussten. Wenn sie wieder zurückkamen, begann die Orchesterprobenarbeit. Von 12 bis 1 Uhr war Mittagspause. Ab 1 Uhr begann die Nachmittagsbeschäftigung mit den Blasinstrumenten. Einzelunterricht und Einzelübung wechselten auch hier, wie vormittags mit Orchesterproben ab. Dies dauerte bis 6 Uhr abends“. (13) Beim Ensemblespiel standen im Sommer die Blasmusikvorbereitungen zu den Kirchweihen im Vordergrund, im Winter Streichmusikproben für die Abonnementskonzerte in der Stadt.


Die Musikschüler von Eduard Fürst um 1905 posieren mit ihren Geigen. Stehend
von links: Jean Gassner und Leonhard Götz, sitzend rechts von Fürst: Hans Götz
(geb. 1889). Mit auf dem Bild sind möglicherweise die Jahrgangsgenossen von
Hans Götz: Streckfuß und Sauter. FFV_KT4150_0005_R21

Fürst war an seiner Schule der einzige Lehrer. Bei Georg Streckfuß in Rothenburg, eine Generation später, waren nach Auskunft von Oskar Fischer neben dem Musikmeister Geigen- und Klavierlehrer beschäftigt. Diese drei bis vier Musiker waren zugleich die „Stützen“, wenn am Nachmittag beispielsweise das Programm für ein Standkonzert, Ouverturen, Märsche, Walzer, angesagt war. Für die acht oder neun Lehrlinge war das so genannte „Durchblasen“ ein Horror, weil Streckfuß jeden Fehler mit Stockschlägen quittierte. (14) Weil das „Betriebsklima“ von harten disziplinarischen Maßnahmen geprägt war, mit denen Fehler geahndet und ausdauerndes Üben auf Blas- und Streichinstrumenten erzwungen wurde, ist dies unseren Gewährspersonen noch später stark präsent. Für halbwüchsige Burschen von 17 oder 18 Jahren waren solche Auswüchse mitunter ein Grund, die Lehre abzubrechen oder den Lehrherrn zu wechseln.

Als Ernst Großberger (geb. 1930), kriegsbedingt verspätet, seine Musiklehre 1946 bei Musikmeister Volkert in Windsbach begann (Klarinette und Basstrompete), war er nicht beim Lehrherrn untergebracht, sondern fuhr jeden Tag von seinem Wohnort Winkelheid mit dem Fahrrad dorthin. Volkert hatte nach dem Krieg fünf bis sechs Lehrlinge und unterrichtete außerdem an der Lehrerbildungsanstalt. Er war Schüler seines Windsbacher Vorgängers Patutschnik, wie Josef Leidel (geb. 1911) aus Wolframs-Eschenbach. Volkert spielte in der Stadtkapelle Klarinette, Geige und Tenorhorn. Vormittags von 8 Uhr bis 12 Uhr war Unterricht, die Nachmittage waren frei. Großberger nutzte diese Zeit: „Ich hab’ halt viel geübt, wie ich jung war, das war wichtig ... ich hab’ ja sonst nichts anderes gemacht“. Beim Unterricht sei es militärisch zugegangen. „Da war zuerst Choralblasen und dann Übungen vorblasen, und dann ist es in den praktischen Teil übergegangen, da haben wir Tanzmusik gemacht, so wie’s in den Heften drin ist, die Schottisch, die Walzer“. Er habe Klarinette gespielt, sein Cousin Hans Trompete, während Volkert und ein anderer die Begleitung mit der Geige gemacht hätten. Es sei aber viel nach dem Gehör musiziert worden, nur manchmal kamen die Hefte her. Aufgelegt wurden Noten z. B. für D-A-Streich-Besetzungen, die zu dieser Zeit in anderen Orten kaum noch verwendet wurden. Beim Choralblasen vom Turm, zu dem er bereits vier Wochen nach seinem Eintritt herangezogen wurde, habe Großberger Basstrompete gespielt.

 

Die Instrumentenwahl: Geige als Basis

Die Bedeutung der Geige als Basisinstrument des Musikers ist erst mit der Zurückdrängung der Streichmusikbesetzungen nach dem Zweiten Weltkrieg geschwunden. Großberger, der sich nur kurz mit der Geige abgegeben hat, verweist auf das Saxophon, das er wie viele andere Ende der 1940er Jahre autodidaktisch erlernte. Das Saxophon hätte die Geigen abgelöst. (15)

Ein anderes Wunschinstrument vieler zukünftiger Musiker war damals das Pianoakkordeon. Bis dahin scheint unausgesprochen zu gelten: Nur wer an der Geige musikalisches Gehör und motorisches Geschick beweist, ist geeignet für den Musikerberuf. In Alfeld und bei den Dorns in Happurg scheint dies nach 1945 noch gegolten zu haben, solange die Alten die Musikausbildung des Nachwuchses steuerten. In Alfeld hätten die Lehrbuben der Landmusiker mit dem Geigenspiel begonnen, auch wenn sie es als Musikanten nicht mehr brauchten, berichtet Georg Maul (geb. 1929). (16) Also musste auch er, wie seinerzeit der Vater, neben der Klarinette, seinem späteren Hauptinstrument, erst Geige lernen. Den ersten Musikunterricht bekam Georg Maul von seinem Vater Michael Maul (geb. 1899) nach dessen Rückkehr aus dem Krieg im Sommer 1945. Damals war er bereits 16 Jahre alt. Sein Vater hatte vor dem Krieg bereits bei den „Alten“ mitgespielt und wollte den Sohn gerne in der Kapelle dabei haben. In der neu formierten Kapelle wurde der junge Maul zunächst mit der Geige für die Begleitung (Nachschlag) eingesetzt. Schon im Herbst 1946 konnte er als 2. Klarinettist – damals waren in Alfeld noch C-Klarinetten in hoher Stimmung üblich – die eine oder andere Tour mit dem Vater spielen, bevor der mit ihm die Rolle tauschen musste und Georg fortan die 1. Stimme blies.

Georg Maul spielte fünf Jahre mit den „Alten“. Anfang der 1950er Jahre konnten sich diese gegen die Konkurrenz der „Jungen“ nicht mehr halten. Georg Mauls älterer Cousin und Mitmusikant, der Trompeter und spätere Tubist Hans Maul zitiert den von wenig Realitätssinn geprägten Spruch des „alten Söhnlein“, eines Landmusikanten in Alfeld: „Also die müssen tanzen, wie wir pfeifen“, und setzt hinzu: „aber das hat dann bloß ein Jahr gedauert, dann war ausgepfiffen“. Georg und Hans Maul spielten bei den „Juniors“, die im Gegensatz zu den „Alten“ auch Saxophone besetzt hatten. Das Spiel auf dem Altsaxophon erlernte Georg autodidaktisch. In den 1950er Jahren wollte das jugendliche Publikum das überkommene Repertoire und die Klarinetten nicht mehr hören. Erst das Interesse der Volksmusikpflege – Ende der 60er Jahre entdeckte der Bayerische Rundfunk die Alfelder für seine Sparte Volksmusik – und die Entstehung neuer Spielgelegenheiten in der Volksmusikpflege bescherten der alten Musik und dem Klarinettenspiel der Alfelder „Juniors“ eine Renaissance und neue Wertschätzung, auch überregional. (17) Hans Grötsch (geb. 1911) aus Burgbernheim, mit seiner „Kleinen Kapelle“ als Hochzeits- und Kirchweih-Musikant mit Es-Klarinette und Tenorsaxophon bis Ende der 1990er Jahre in weitem Umkreis gefragt, begann seine Ausbildung im Oktober 1924 beim örtlichen Kapellmeister: bei Georg Hartner (1875-1925), einem Schüler von Eduard Fürst. Grötsch meint, auf dem Land habe man immer mit der Geige angefangen und soweit gespielt, daß man „Begleitung (Nachschlag) machen“ konnte. (18) Bei Hartner, den er als guten Geiger und „unerhörten Trompeter“ bezeichnet, und seinem Nachfolger erhielt er drei Jahre regulären Geigenunterricht. Daneben lernte er Es-Trompete und später Klarinette. Nach dem Tod von Hartner wurde er von Albert Harttung (1892-1961) als Schüler übernommen. (19) Gleich am Anfang seiner Ausbildung, damals noch sonntagsschulpflichtig, sei er in der Hartner-Kapelle an Begleitinstrumenten (Es-Trompete, Geigennachschlag) eingesetzt worden (Abb. 3). Er habe fleißig auf der Klarinette geübt, um von der Begleitung wegzukommen. Es dauerte allerdings ein paar Jahre, bis er bei der Tanzmusik mit der Klarinette „drankam“, als Leiter einer kleinen Partie. Als in der Kapelle der Tenorhornspieler aufhörte, wechselte er zu diesem Instrument, das ihm vom Ansatz besser lag als die Trompete („dafür hatte ich einen Naturansatz“). Das Saxophonspielen (Tenorsaxophon) brachte er sich selber bei. Um 1929 wurde es vom jungen Publikum mit der entsprechenden Musik (langsame Walzer, Tango) auch auf dem Land verlangt. Ländler und Schottisch könne er sich aber nur auf der Es-Klarinette gespielt vorstellen.


Hans Grötsch (links außen halb liegend) nach 1925 als Lehrbub der Kapelle
Hartner/Harttung unterwegs mit einer Tanzmusikpartie. In der Mitte stehend
Kapellmeister Harttung, rechts mit Bierkrug Michael Felbinger.
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Im Zweiten Weltkrieg als Militärmusiker und später in der Blasmusik bei verschiedenen Kapellen von Rothenburg bis Windsheim war das Tenorhorn sein Hauptinstrument. Für Grötsch und seine Eltern, welche die Ausbildung bezahlen mussten, war es nicht nur der Spaß an der Musik, sondern auch die verlockende Aussicht auf einen einträglichen Nebenerwerb, die ihn neben der Arbeit in der elterlichen Landwirtschaft „die Musik lernen“ ließ. Grötsch spielte bis in die 1970er Jahre als vielbeschäftigter Aushilfsmusikant. Seit 1971 verlegte er sich auf das Zwei-Mann-Geschäft. Sein Duopartner am Akkordeon war viele Jahre der Leiter der Burgbernheimer Musiker, Albert Harttung jun. (geb. 1930). (20)

Die Wahl des Instruments war nicht immer ins Ermessen des Lehrlings gestellt. Generell wurde vom Lehrling Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit gefordert, um den jeweiligen Erfordernissen der Praxis gerecht zu werden. So, wie sich der Musikant alter Art die Plätze nicht aussuchen konnte, an denen er spielte, war manchmal auch das Instrument aus Not gewählt und nicht aus Neigung. Gewöhnlich berücksichtigte der Musikmeister dabei anatomische Gegebenheiten und Fähigkeiten des Schülers. Georg Leidel beispielsweise, der in den 1930er und 40er Jahren als Berufsmusiker unterwegs war, bevor er den elterlichen Hof in Wolframs-Eschenbach übernahm, kam an die Tuba, weil er von allen Lehrlingen seines Jahrgangs damit am besten zurecht kam. (21)

 

Motive der Berufswahl

Statistische Aussagen über die soziale Herkunft der Musiklehrlinge erlauben unsere Quellen nicht. Auf dem Land waren es meist Söhne von Kleinhandwerker und Kleinbauern, die einen Zuerwerb oder eine Verbesserung ihrer sozialen Stellung suchten. Oft erfahren wir aber auch indirekt etwas über die Gründe und Motive der Berufswahl. Die Wahl des Schülers ging manchmal vom Lehrer aus, der junge Talente für seine Kapelle suchte. Es war bei Hans Grötsch nach eigenen Angaben Kapellmeister Georg Hartner, der ihn fragte, ob er bei ihm Musik lernen wolle. Grötsch ging damals, 13jährig, noch in die 7. Klasse der Volksschule. Hartner war vom Nachbarn auf den Jungen aufmerksam gemacht worden, der so schön auf der einreihigen Harmonika spiele. Mit der Bemerkung Hartners: „Na kommst einmal rauf, dann gebe ich dir eine Geige“, wurde der autodidaktische musikalische Beginn in ernsthafte Bahnen gelenkt. (22)

Ernst Großberger, der später zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Cousin zur Lehre ging, war schon 1943 von seinem späteren Lehrer Volkert gefragt worden, ob er bei ihm lernen wolle. Drei Jahre später, als der Musikmeister aus dem Krieg zurückgekehrt war, hat er sein Angebot erneuert: „Ja, ich weiß noch, wie ich mich vorgestellt habe. ... Das war an einem Sonntag. Vor der Kirche, glaube ich, ... da war ich mit meinem Vater drüben, dann hat er seine Geige raus, dann hat er einen Ton angeschlagen, hast ihn nachsingen müssen, dann hat er die Zähne angeschaut, die Hände, dann hat er gesagt: Bei mir gibt’s alles, bloß keine Schläge“. (23)

Ohrfeigen für den fast 18-jährigen und die Zurücksetzung bei Musikgeschäften veranlassten Großberger, im dritten Lehrjahr den Lehrherrn zu wechseln. Volkert verlor damals einen seinen besten Schüler. Großberger hat Musik als Beruf und Nebenberuf ausgeübt. In den sechziger Jahren spielte er in Oberlandlerkapellen. Als Rentner spielt er Es-Klarinette in einer kleinen Blasmusik um Kapellmeister Leng aus Mitteleschenbach, die als Kerwamusik bei den Umzügen der Kerwaburschen am Vormittag des Kirchweihmontag das Nachspiel der Kerwalieder und die Ständchen vor den Häusern übernimmt – eine Dienstleistung, die eine Laienkapelle, deren Mitglieder für solche Spielanlässe häufig Urlaub nehmen müssen, kaum erbringen kann. Vorbedingung zur Aufnahme in der Musikschule von Eduard Fürst war die annehmbare Beherrschung eines Streich- und eines Blasinstruments. (24) Friedrich Götz, Schreinermeister und Leiter der seit zwei Generationen hauptsächlich aus Mitgliedern der Familie Götz bestehenden Wilhermsdorfer Kapelle, brachte dort seine beiden Söhne Leonhard (1886-1971) und Hans (1889-1957) in der Absicht unter, einen soliden Grundstock für ihre berufliche Zukunft zu legen. (25)

Von den „Götzen“ wurde der ältere, Leonhard Götz, als Klarinettist ausgebildet. Er sollte später die Leitung der „Götzen-Musik“ übernehmen. 1903 folgte sein Bruder Hans, der Violine und Flöte und als Nebeninstrumente Trompete und Kontrabaß erlernte. Zur gleichen Zeit wie Hans Götz waren bei Fürst die Jahrgangsgenossen Georg Streckfuß (1889-1960, später Stadtmusikdirektor in Rothenburg) und Hans Sauter (1889-1932, später Obermusikmeister in Würzburg) in der Lehre.


Hans Götz: Einnahmenbuch 1907-1930. Zwischen 1909 und 1911 finden sich auch
drei Einträge, die seine Mitwirkung bei Schallplattenaufnahmen belegen. FFV_EM0031

Nach seinem Abschluss 1907 war Hans Götz bis zum Sommer 1913 (saisonal) als Berufsmusiker unterwegs, speziell mit den Nürnberger und Fürther Oberlandlerkapellen Aschenbrenner, Hahn und Westernacher, wo er als zuverlässiger Basstrompeter und gelegentlich für „humoristische Sachen“ eingesetzt war. Als Schreinermeister übernahm er später den elterlichen Betrieb und wirkte daneben als Geiger und Tenorhornspieler in der Wilhermsdorfer Kapelle des Bruders mit. Sein ganzes Leben lang notierte Hans Götz seine Einsätze und Verdienste akribisch. Zwischen 1909 bis 1911 war er in Berlin und Leipzig bei drei Schallplattenaufnahmen dabei. Die mehrstündigen Aufnahmesitzungen, bei denen er mit der Basstrompete „Grammophon geblasen“ hat (bei der Aufnahme dienten früher der Schalltrichter und die Membran des Grammophons als „Mikrophon“), wurden gut honoriert (Abb. 4).
Die Einnahmenbücher, die uns sein Sohn Ludwig dankenswerterweise überlassen hat, geben Auskunft über die Art der Engagements und die konjunkturellen Schwankungen im Musikgeschäft. Sie sind für die Musikantenforschung von unschätzbarem Wert.

Eine gute Ausbildung sollte auch Oskar Fischer (geb. 1925) erhalten, als er 1938 zum renommierten Musikmeister Streckfuß nach Rothenburg in die Lehre gegeben wurde (Instrumente: Geige, Klarinette und Klavier). Er war der einzige Sohn des Musikers Rudi Fischer (geb. 1897). Der Vater unterhielt in Nürnberg eine Oberlandlerkapelle. Auf Gastspielreisen nahm er Frau und Sohn mit. Rudi Fischer hatte bei der Kapelle Scheuernstuhl in Gunzenhausen Klarinette und Geige gelernt, und dann bei der Nürnberger Kapelle Schwarz, einer Oberlandlerkapelle, gespielt. Oskar Fischer wechselte vor Ende der Lehrzeit 1940 zum Militär. Nach dem Krieg spielte er einige Zeit in amerikanischen Clubs und reiste mit verschiedenen „Bayernkapellen“ (Schwarz, Moser, Toni Schmidt).

Auch Martin Felbinger (1918-1982) war Schüler von Streckfuß. Sein Vater Michael Felbinger, Musiker und Tanzlehrer aus Burgbernheim, der als Posaunist und Tubist in Hartners Burgbernheimer Kapelle und bei Oberlandlerkapellen gespielt hatte, schickte seinen hochbegabten Sohn Martin 1931 zu Streckfuß. Die Lehre sollte bis 1935 dauern. Die Hauptinstrumente waren Geige, Trompete, Klavier, als Nebeninstrument spielte er „Jazzschlagzeug“. Die Lehre wurde 1934 vorzeitig beendet (Abb. 5), da der 16jährige freiwillig zur Militärmusik wechselte. Mit seinen Leistungen avancierte er dort zum 1. Trompeter und 1. Geiger. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft stellte er in Burgbernheim eine junge Kapelle zusammen, die vorübergehend in Konkurrenz zur Kapelle von Albert Harttung sen. trat. Der junge Harttung schloß damals gerade seine Ausbildung am Konservatorium in Würzburg ab und erwog den Wechsel ins Lager der Vollprofis. 1952 bildete Felbinger aus Berufsmusikern (Militärmusikern) eine reisende Oberlandlerkapelle, mit der er vor allem im Ausland (USA, Venezuela, Thailand und Japan) gastierte. (26)

Georg Maul, der 1. Klarinettist der „Alfelder Musikanten“, einer Gruppe, die über die Kreise der Volksmusikpflege hinaus für ihren Musizierstil und ihr Repertoire bekannt ist, wollte eigentlich nicht Musiker werden, da er sich in dem kaufmännischen Beruf, den er anstrebte, finanziell genügend abgesichert fühlte. Der Vater bedrängte ihn jedoch: „Ich war ein Musikant nebenbei, und du kannst auch einen machen“. (27) Für diesen Appell an die musikalische Familientradition – Großvater Johann hatte bereits Bass gespielt – können wir ihm heute noch dankbar sein!

 

Das Lehrgeld

Der Unterricht beim Vater, wie ihn z. B. Georg Maul genoss, war unentgeltlich. Beim Stadtmusiker mußten zum Lehrgeld noch Kost und Logis bezahlt werden. Oskar Fischer hatte 1938 bei Streckfuß im 1. Lehrjahr 40 Mark, im 2. Jahr 30 Mark und im 3. Jahr 25 Mark zu entrichten. Beim selben Lehrherrn hatte Martin Felbinger 1931 laut Lehrvertrag folgende Konditionen: „Für Beköstigung und Wohnung sorgen im ersten Jahr die Eltern, die letzten 3 Jahre Musikmeister Streckfuß.“ Ein anderer Passus lautet: „Als Entschädigung für Kost und Wohnung, Unterricht und Klavierbenutzung wird für die Dauer der Lehrzeit ein monatlicher Betrag von 15 Mark festgesetzt. Im ersten Jahr monatlich 15 Mark, die übrige Zeit monatlich 30 Mark.“
Ernst Großbergers Vertrag sah vor, im 1. Lehrjahr 100 Mark, im 2. Jahr 50 Mark zu zahlen. Ab dem 3. Jahr fielen keine Kosten mehr an. Die Staffelung trug der Einsatzfähigkeit der Musiker Rechnung, die spätestens jetzt für den Lehrherrn Geld einspielten.

In der Langenzenner Stadtkapelle von Alfred Renner, bei dem 1950 Fritz Merk aus Seubersdorf (geb. 1934), als einer von den zehn letzten Lehrlingen mit 4jähriger Ausbildung unter Vertrag stand, mußten die Lehrbuben 20 DM pro Woche bezahlen und durften ein Drittel, später zwei Drittel des bei Bällen verdienten Geldes behalten. Der Rest ging an den Lehrherrn, der Instrumente, Übungsräume und Verköstigung stellte. Unterricht war Montag bis Freitag von 8 bis 15.30 Uhr. (28)

Hans Maul, Alfeld, erhielt und bezahlte seinen Unterricht stundenweise (in den 1930er Jahren 70 bis 80 Pfennig pro Stunde). Ähnliches berichtete auch Hans Grötsch. Sein Unterricht fand im Sommer wegen der Arbeit in der Landwirtschaft seltener, im Winter manchmal zweimal pro Woche statt. Mit zunehmender Einsatzfähigkeit in der Kapelle seines Lehrers entfielen für Grötsch die Unterrichtskosten.

 

Die „Probezeit“

Vertraglich vorgesehen war eine Probezeit. Der Lehrvertrag bei Streckfuß nennt eine Frist von 14 Tagen. Neben dieser Probezeit gab es für Oskar Fischer noch eine andere Probezeit, die einem grausamen Aufnahmeritus entsprang. Dabei galt es, Quälereien durch die älteren Lehrlinge klaglos über sich ergehen zu lassen und sich nicht beim Lehrherren darüber zu beschweren, dass man z. B. mit allen Mitteln vom Üben abgehalten wurde, was beim ungeübten Vorspielen unweigerlich Züchtigungen durch Streckfuß nach sich zog. Hatte man während der zwei, drei Wochen Verschwiegenheit gewahrt, so galt die Probezeit als bestanden und der Oberstift erklärte dem Neuling, er sei nun als vollwertiges Mitglied in eine nicht näher bezeichnete Gilde aufgenommen. (29) Dass sich die Lehrlinge auf solch erbarmungslose Weise ihrer unbedingten gegenseitigen Solidarität versicherten, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse in der Rothenburger Stadtpfeife des Georg Streckfuß in den 1930er Jahren.

 

Musik als Nebenerwerb

Für den größeren Teil der Lehrlinge sollte die Musikprofession den Nebenerwerb bilden. Sie erlernten neben der Musik ein weiteres Handwerk, am besten ging das im elterlichen Betrieb: Tüncher, Maurer, Zimmermann, Büttner, Schuhmacher, Schneider – Berufe, die eine gelegentliche kurzzeitige Abwesenheit tagsüber zulassen. Auch der spätere Wunsiedler Stadtkapellmeister Johann Döbereiner, 1851 in Arzberg geboren, erhielt diese doppelte Ausbildung. Er erlernte nach seiner Volksschulzeit ein Handwerk und ging gleichzeitig in die musikalische Lehre bei dem Landmusiker Christoph Weid in Arzberg (Geige als Hauptinstrument, Flöte und Piston). (30) Am besten konnte ein selbständiger Handwerksmeister beiden Berufen nachgehen. Konrad Dorn (1870-1948), der Leiter der von vielen Schallplattenaufnahmen berühmten Happurger Bauernkapelle, war daneben selbständiger Tünchermeister, ebenso sein Nachfolger in Happurg, Georg Schmidt (1911-1995) und dessen Sohn Günter (geb. 1941), die mit diesen beiden Geschäften ihren Lebensunterhalt bestritten. Das Malerhandwerk war auch die Profession von Johann Baptist Klein (1848-1921), Leiter der Birgländer Kapelle Klein in Neukirchen bei Sulzbach. Sohn Christof lernte dort sowohl das Musikantenhandwerk, als auch den Malerberuf.

Entsprechend setzten sich die Stadtkapellen zusammen: Zu Zeiten von Eduard Fürst (1884-1932) hatte die Stadtkapelle Neustadt durchschnittlich 15 Musiker, ältere ortsansässige Berufsmusiker, die nebenher ein kleine Landwirtschaft oder einen handwerklichen Beruf ausübten, dazu die sechs bis sieben Lehrbuben Fürsts. (31) In Rothenburg sollte die Stadtkapelle Streckfuß 1936 nach dem Willen des Magistrats durchschnittlich aus drei bis vier ständigen und zehn bis zwölf nebenamtlichen Berufsmusikern sowie vier bis fünf Lehrlingen bestehen. (32) Tatsächlich dürften es mehr Lehrlinge gewesen sein. Oskar Fischer spricht von acht bis neun, dazu seien drei bis vier Gehilfen gekommen, die auch als Instrumentallehrer eingesetzt waren.

 

Kapellen und Karrieren: Musiker aus der Schule von Eduard Fürst

Eine beachtliche Zahl von Kapellmeistern genoss ihre erste Ausbildung in der Fürstschen Stadtpfeife. Der erste, der sich mit einer eigenen Kapelle selbständig machte, war Georg Hartner (1875–1925) in Burgbernheim. Als der damalige Kapellenleiter Müller um die Jahrhundertwende nach Rothenburg verzog, soll Hartner dessen gut ausgebildete Musiker übernommen und daraus seine Kapelle gebildet haben. Hartner hatte wahrscheinlich zuvor kurze Zeit in der Kapelle Müller mitgespielt. Hartner pflegte gute Beziehungen nach Würzburg, wo er bei Musikaufführungen mitwirkte. Ob er nach der Lehre in Würzburg Musik studierte, ist nicht bekannt. In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg spielte die Kapelle unter seiner Leitung mehr als 70 Titel auf Schallplatte ein. Auf einigen ist sein virtuoses Trompetenspiel zu hören.

Zu den ersten Musikern, die Hartner (um 1905/07) ausbildete, zählt der Flügelhornist Albert Harttung (1892-1961). Der vielseitige Musiker spielte in der Kapelle das 1. Flügelhorn und Geige ). Im Ersten Weltkrieg war Harttung Militärmusiker. Nach dem frühen Tod Hartners 1925 übernahm er die Leitung der Burgbernheimer Kapelle. (33)


Zeugnis für den vorzeitig aus der Lehre ausscheidenden
Martin Felbinger. FFV_KT4149_0007_L39

Hans Hahn (geb. 1879), Sohn des Türmers und Musikers in Heilsbronn bei Ansbach, ging nach Beendigung seiner Lehrzeit bei Fürst für drei Jahre zur Stadtkapelle Reber in Straubing. 1899-1901 war er als 1. Flügelhornist bei der Bataillonsmusik des 21. Inf. Regiments in Eichstätt. Danach dürfte er bei verschiedenen Oberlandlerkapellen gespielt haben, unter anderem bei der des Nürnberger „Krokodilwirts“ Georg Lang. Er gilt als Begründer der Bierzeltmusik beim Münchner Oktoberfest und als Vorbild der ab der Jahrhundertwende einsetzenden Gründungswelle von „Oberländler-Kapellen“, die meist an reisende Festwirte gebunden und, unabhängig von ihren Herkunftsorten, in Miesbacher Tracht gekleidet waren. Hahn leitete vorübergehend „Georg Langs Original oberbayr. Ländler-Kapelle“ nach dessen Tod 1904. Etwa 1909 gründete Hahn seine eigene Kapelle.


Ihre ersten Engagements fanden Musikschulabsolventen vor dem Ersten Weltkrieg
oft in den fränkischen Oberlandlerkapellen. Kapelle Hansl Hahn um 1910.
Kapellmeister Hahn (sitzend links von der großen Trommel) und Basstrompeter
Hans Götz (stehend 2. v. links) waren ehemals Schüler von Eduard Fürst.
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Zwischen 1909 bis 1913 war sie eine der drei auf der Oktoberfestwiese zugelassenen fränkischen Oberlandlerkapellen (insgesamt gab es 12 Kapellen dort). In dieser Zeit beschäftigte er immer wieder auch Lehrlinge und Absolventen von Fürst (Georg Streckfuß, die Brüder Götz und Jean Gassner). Während des Krieges war er Flügelhornist bei der Regimentsmusik des 9. Bayer. Infantrie-Regiments. Als zweites berufliches Standbein hat er 1908 von seinen Eltern den Schnittwarenladen am Katharinenturm übernommen, den diese 1896 gekauft hatten. 1936 wurde dem inzwischen 57jährigen Musiker das Auftreten in Miesbacher Tracht verweigert, weil er nicht altbayerischer Abstammung war. (34) Nach jahrzehntelanger Arbeit im bayerischen Unterhaltungs-Genre kam das einem Berufsverbot gleich. Hahn hat zwischen 1921 und 1929 um die vierzig Titel auf Schallplatte aufgenommen.


Georg Streckfuß (mit Klarinette) in den 1950er Jahren mit seiner Rothenburger
Blaskapelle. Der Trompeter hinter dem dirigierenden Gast, dritter von rechts,
ist sein ehemaliger Schüler Martin Felbinger. FFV_EXB_0020

Zu einer Anstellung als Stadtmusikdirektor brachte es der in Brunn bei Neustadt/ Aisch geborene Georg Streckfuß. Nach der Lehre folgten Engagements bei verschiedenen Kapellen, oft reisenden Oberlandlern (Aschenbrenner, Hahn, Valy Müller). Er diente bei der Regimentsmusik des 14. bayer. Inf.-Regiments in Nürnberg und war während des Ersten Weltkriegs Musikmeister des 6. Bayer. Inf.-Regiments. 1926 wählte ihn die Stadt Rothenburg unter einer großen Zahl von Bewerbern als Nachfolger des Musikmeisters Carl Klenk aus. 1927 wurde er verbeamtet, 1939 zum städtischen Musikdirektor ernannt. Streckfuß dürfte der Rothenburger Klarinettist gewesen sein, dessen Spiel Felix Hoerburger bei der Schäfertanzaufführung 1956 analysiert hat. (35)

Auch bei Streckfuß erhielten bedeutende Musiker ihre Grundausbildung. Hans Pfeifer, geb. 1934 in Obersteinbach, Mittelfranken, Spross einer Steigerwälder Musikerfamilie, zuletzt Professor für Klarinette an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim, gehört zu den jüngsten Streckfuß-Schülern. Er begann seine Lehre 1948 (Geige, Trompete, Klavier), erste Volksmusikerfahrungen machte er als Tanzmusikant u. a. in Partien, die Grötsch anführte. Er studierte in Würzburg Klavier, Geige und Trompete, später Klarinette. Bei Streckfuß gelernt hat auch Martin Goeß aus Gallmersgarten, dessen Großvater in der Hartner-Kapelle in Burgbernheim spielte. Er ist heute Professor für Posaune an der Hochschule für Musik in Würzburg. Hans Dörfler (geb. 1892 in Zirndorf) wurde der Nachfolger von Eduard Fürst in Neustadt. Die Stadtmusikerstelle war jedoch seit 1935 eingezogen. Dörfler hatte 1905 in Fürsts Stadtmusikschule seine Lehre begonnen. Ab 1909 war er als Klarinettist und Geiger im Oberhauser Konzertorchester. 1912 wurde er zum Militärmusikzug des 14. Inf.-Regiments in Nürnberg eingezogen. Nach seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft wirkte er in Nürnberg als Musikerzieher. Im Jahre 1935 übernahm Dörfler die ehemalige Neustädter Stadtkapelle, die noch in den 1960er Jahren unter seinem Namen firmierte. (36) Mehrere Absolventen machten Karriere als Militärmusiker: Georg Heinlein aus Bamberg (1885-1973) war nach der Lehre in Neustadt mit 17 Jahren in die Regimentsmusik des 5. bayer. Inf.-Regiments in Bamberg eingetreten, das er später als Obermusikmeister leiten sollte. Seit 1936 stand die Musik des 21. Inf.-Regiments in Nürnberg unter seiner Leitung. 1952 wurde er als Stabsmusikmeister a. D. der erste Präsident des Fränkischen (heute Nordbayerischen) Musikbundes. (37)

Max Seidel, geboren 1898 in Neustadt/ Aisch, lernte von 1913-1917 in der Stadtpfeife von Eduard Fürst (Geige, Basstrompete, ab 1916 Cello). 1920 trat er in das Musikkorps des Reichswehr-Inf.-Regiments 47 ein, schied 1930 aus der Reichswehr aus und arbeitete an der städtischen Sparkasse Nürnberg, später im städtischen Gewerbeamt. Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 trat er in die Wehrmacht ein und wurde 1936 als Musikmeisteranwärter an die Musikschule in Berlin abkommandiert. 1938 baute er in Wien ein 40-Mann-Musikkorps der Luftwaffe auf und war 1943 mit der Luftwaffe in Paris. Nach dem Krieg arbeitete er als Musiker und bis 1961 als Angestellter der Oberfinanzdirektion Nürnberg. Er war ab 1964 Bundesdirigent des Nordbayerischen Musikbunds. (38)

Weitere Militärmusikmeister aus der Fürst-Schule waren Christoph Schiefer vom Fußartilleriebataillon in Ingolstadt und Hans Sauter (geb. 1889 in Dietfurt, gest. 1932 in München), der lange in Würzburg tätig war (Musikcorps des 1. Bataillons des. 21. Inf.-Regiments, Obermusikmeister des Musikcorps des 9. Inf.-Regiments). (39)

Betrachtet man nur die hier genannten Fürst-Schüler und deren Schüler, so scheint die Region mit einem Netz von Musikern überzogen, die einander durch Herkunft und Ausbildung kannten. Ähnlich sah es bei den Militärmusiken in Bayern aus, wo viele der ausgebildeten Lehrlinge ihre berufliche Karriere als Musiker fortsetzten.

 

Schülerzahlen

Johann Döbereiner, von 1873 bis zu seinem Tod 1914 Leiter der Stadtkapelle in Wunsiedel, bildete im Laufe seiner Dienstzeit 63 Lehrlinge aus. Wir wissen nicht, wie viele Lehrlinge Eduard Fürst ausgebildet hat. Hochgerechnet dürften es bei sechs bis sieben Lehrlingen in 48 Jahren siebzig bis achtzig gewesen sein. In Franken herrschten offenbar nicht jene ausbeuterischen Verhältnisse, wie sie für viele nord- und mitteldeutsche Stadtmusikschulen berüchtigt waren, wo die Kapellen aus 50 und mehr Lehrlingen bestanden. (40) Von Streckfuß heißt es, er habe seit seiner Bestallung 1926 in Rothenburg über hundert Musiker ausgebildet, eine vergleichsweise große Zahl, wenn sie sich allein auf die Lehrlinge der Stadtpfeife bezieht. Allerdings soll Streckfuß nach dem Zweiten Weltkrieg – nicht mehr in städtischen Diensten – zeitweise 18 „Stifte“ unterrichtet haben. Josef Leidel berichtet aus seiner Lehrzeit 1926/27 bei Patutschnik in Windsbach von 16 Lehrlingen! Der schon zitierte „alte Söhnlein“, aus Alfeld, bei dem Georg Mauls Vater in die „Lehre“ ging, soll in der Zwischenkriegszeit manchmal 14 bis 15 auch als „Lehrbuben“ bezeichnete Schüler gleichzeitig gehabt haben. Diese bekamen jedoch nur stundenweise Unterricht.

 

„Volksmusikpraxis“

Die Stadtmusikmeister pflegten oft gute Verbindungen zum musikalisch aktiven Bürgertum und seinem Vereinsleben. Sie wirkten mit ihren Gehilfen in deren Liebhaberorchestern mit und leiteten Chöre, wie wir es für die Städte Ansbach, Erlangen und Neustadt/Aisch wissen. (41) Überwiegend aber waren sie mit der Versorgung des Umlands mit „gewöhnlicher landgebräuchlicher Musik“ beschäftigt und bestritten mit „Landverrichtungen“ (Tänze, Kirchweihen, Hochzeiten) einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen. (42) Ihre Kapellen waren in den Dörfern im weiten Umkreis als Kirchweihmusik begehrt, und es ist sicher nicht allein ihrem städtischen Renommee zu verdanken, dass solche Geschäfte manchmal Jahrzehnte in der Hand einer Kapelle blieben. Denn ihr Personal war auch in der Lage, dem Musikgeschmack des ländlichen Publikums zu entsprechen. Es befanden sich darunter versierte Musikanten, die Volksmusik im Sinne einer Dienstleistung mit Gebrauchsmusik, aber auch im modernen Wortsinn einer Tanzmusik mit eigenem Repertoire und eigener Spielpraxis zu machen verstanden. Großberger und Fischer berichten, dass sie als Stadtmusik-Lehrlinge bei Einsätzen auf Kirchweihtänzen kaum nach Noten gespielt hätten. Allerdings haben sich beide in dieser Zeit „Kerwabücher“ (Fischer) mit den nötigen Tanzmelodien angelegt.

Die dazugehörige Musizierpraxis ist in solchen Notenheften nur andeutungsweise skizziert. Glücklicherweise kennen wir aber gerade aus Mittelfranken eine große Zahl von Plattenaufnahmen aus den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg, die ein Tanzmusikspiel dokumentieren, das zwar nicht die Verhältnisse auf dem Tanzboden wiedergibt, das aber zeigt, wie bei manchmal virtuoser Beherrschung von Klarinetten und Trompeten und gleichzeitiger Unbekümmertheit um fehlerhaftes Spiel eine kraftvolle, mitreißende Musik entsteht. (43) Gleiches gilt von Feldaufnahmen der 1980er und 90er Jahre mit den Alfelder Musikanten, Hans Grötsch und Ernst Großberger, um nur hier erwähnte Musikanten zu nennen.

Die Fürstsche Stadtkapelle ging von Mitte Mai bis Ende Oktober zum Aufspielen auf die mehrtägigen Landkirchweihen. (44) Im unterfränkischen Dornheim (LK Kitzingen) erinnert man sich noch heute, dass Musikmeister Fürst vor dem Ersten Weltkrieg die dortige Kerwa gespielt hat. (45) Mit Besetzungen von durchschnittlich acht Spielern konnte die 16 Mann starke Stadtkapelle geteilt werden und so Geschäfte an verschiedenen Orten wahrnehmen. Als Blasmusik waren besetzt: zwei Klarinetten in Es und B, zwei Trompeten, Tenorhorn, zwei Basstrompeten und eine Tuba; für Tanzmusik auf dem Land kam nach Angabe von Musikmeister Dörfler eine gemischte Besetzung, die sogenannte „Streichmusik“, zum Einsatz: zwei Violinen, Viola, Bass, zwei Klarinetten in D und A, zwei Trompeten in A und D, dazu ein bis zwei Posaunen . (46)

Wenn Hans Dörfler 1955 rückblickend behauptet, dass auf dem Land gemäß alter Tradition wie vor hundert Jahren gespielt werde und sich in Melodie, Rhythmus und Harmonisierung nichts geändert habe, ist das sicher überpointiert und unterschlägt die modernen Strömungen, die, wie wir von anderen Musikanten, etwa von Hans Grötsch wissen, seit den 1920er Jahren aufs Land vordrangen. (47)

Hans Grötsch aus Burgbernheim mit der Es-Klarinette. FFV_TP_Grötsch_Hans
Hans Grötsch aus Burgbernheim mit der
Es-Klarinette. FFV_TP_Grötsch_Hans

Im Gespräch beschrieb uns Hans Grötsch, wie er sich sein Volksmusikrepertoire erarbeitet hat: „Viel hat sich mit den anderen Kapellen geähnelt. Wo man einmal dabei war, hat man denen ihren Kram auch mit gelernt. ... Die meisten Schottisch, wo ich blase, habe ich nicht auf Noten, die habe ich vom Hören, da hat man oft immer andere dabei gehabt, zu zweit oder zu dritt, dann hat der a weng geblasen, dann habe ich wieder a weng geblasen, und so hat man sich alles – stiehl dir was und lass auch jedem das Seine. ... Du hast ja nichts genommen. Du hast es ja im Ohr gehabt und hast daheim probiert und hast dir’s a weng zusammengesetzt, z’sammgstupflt, und auf einmal kommst du wieder hin, dann hörst du’s wieder. Und ich war da kolossal aufnahmefähig“. (48)

Systematischer Unterricht auf mehreren Instrumenten und gleichzeitig von Anfang an als Musikant dabei sein, das waren Prinzipien, welche die Schüler der städtischen Musikschulen ebenso wie die ohne Lehrvertrag ausgebildeten „Landmusiker“ Grötsch und Maul erfahren haben. Zeitgenössische Kritiker des Ausbildungssystems störte es (in Hinblick auf eine Laufbahn als Orchestermusiker), dass die Lehrlinge regelmäßig und zu viel bei – in ihren Augen minderwertiger – Tanz-, Marsch- und Unterhaltungsmusik eingesetzt wurden und sich dadurch zu wenig auf das Studium der Instrumente konzentrieren konnten. (49) Die von uns Befragten, die später als Voll- oder Nebenerwerbsmusiker tätig waren, haben diesen volksmusik- und praxisnahen Teil der Ausbildung nicht bemängelt. Hier wurden sie frühzeitig auf ihr späteres Haupttätigkeitsfeld, die Gebrauchsmusik, vorbereitet und konnten die Fähigkeiten ausbilden, die sie als Tanzbodenmusikanten vor studierten Orchestermusikern auszeichneten. Denn nicht nur die Techniken, die ein Musikant für den Gebrauch eines Instrumentes, seines Werkzeugs, und die Gestaltung von Musik, benötigt, müssen erlernt werden. Er muss auch Kommunikationsformen erleben und erproben, muss Erfahrungen im Umgang mit Mitmusikern und Publikum sammeln.

 

Hörbeispiele:

Ausschnitt aus dem Gespräch von Hans Grötsch und Friedolin Ritter aus dem Jahr 1986 (FFV_MC_0064) hier

Ausschnitt aus dem Gespräch von Hermann Krenz mit Armin Griebel und Ingeborg Degelmann aus dem Jahr 1998 (FFV_CD_0638) hier

Ausschnitt aus dem Gespräch von Hans und Georg Maul mit Heidi Schierer und Armin Griebel aus dem Jahr 1996 (FFV_MC_0411) hier

Was man aus Liebe tut. Die Alten, Alfeld, 1910. FFV_SP_0037

Aischgründer Schnaderhüpfl. Kapelle Hartner Burgbernheim aus dem Jahr 1914 (FFV_SP_0168_001).  Diesen Titel finden Sie auch auf unserer CD "Aufgefrischt. Frühe Tondokumente fränkischer Bauernkapellen 2" und in der gleichnamigen Notenausgabe.

Was man aus Liebe tut. Die Alten, Alfeld aus dem Jahr 1910 (FFV_SP_0337_001). Diesen Titel finden Sie ebenfalls auf unserer CD "Aufgefrischt. Frühe Tondokumente fränkischer Bauernkapellen 2" sowie in der gleichnamigen Notenausgabe.

Bayerischer Defiliermarsch. Die Kleine Kapelle, aus dem Jahr 1984 (FFV_TB_0014_054R). Diesen Titel finden Sie auch auf unserer CD "Fränkische Volksmusik. Eine Dokumentation anlässlich der Landesausstellung 2006: 200 Jahre Franken in Bayern".


Anmerkungen:

1) Der Text ist die für den Druck erweiterte Fassung eines Referats, gehalten 1997 in Kostenz beim 14. Seminar "Volksmusikforschung und -pflege in Bayern": Griebel, Armin: Notizen zum Musikantenhandwerk in Franken. In: „Gelehrte“ oder „gelehrte“ Volksmusik. Musikalische Volkskultur in pädagogischer Vermittlung. München 2002, S. 139-149. Quellengrundlage für diesen Beitrag bildet biographisches Material für die Zeit ab 1900, das zusammen mit Noten und Musikantennachlässen an die Forschungsstelle für fränkische Volksmusik gelangt ist, dazu Befragungen von Musikanten und Feldaufnahmen.

2) Eichiner, Hans: Mittelfränkische Stadt- und Landmusikanten. Eine Untersuchung zum Brauchtum, Aufgabenbereich und Notenbestand der Musikanten im südlichen Mittelfranken im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, Diss. Eichstätt 1987. – Sell, Manfred: Musikantenleben. Zur Volkskunde und Sozialgeschichte ländlich lebender Musikanten im ausgehenden 19. Jahrhundert, Ehestorf 1988. – Pongratz, Roland: Ein Wandermusikant im 20. Jahrhundert. Alois Ranftl aus Regen (1902-1993), Passau 1999. – Vgl. Aussagen zu Musikanten in Deutschland (speziell Bayern) und ihrer Ausbildung: Hoerburger, Felix: Musica vulgaris. Lebensgesetze der instrumentalen Volksmusik, Erlangen 1966, S 65f. und 74f.

3) Städtisch bedienstete Kapellen in der Nachfolge der Stadtpfeifereien scheint es vor allem in den evangelischen Gebieten Frankens gegeben zu haben, in Unterfranken haben wir sie nicht gefunden.

4) Bloch, Dieter: Geschichte der Kirchen-, Schul- und Stadtmusik in Neustadt an der Aisch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diss. Erlangen 1956, eine Untersuchung, die sich mit der Entwicklung der Stadtmusik unter Einbeziehung der Erlebnisgeneration befasst. – Pongratz, Adolf: Musikgeschichte der Stadt Erlangen im 18. und 19. Jahrhundert. Diss. Erlangen 1957.

5) Nachfolger in Rothenburg war Wilhelms Sohn Hans (gest. 1918). Viele biographische Daten zur Familie Fürst verdanke ich dem High School Lehrer i. R. Gerhard A. Fuerst, Kalamazoo, Michigan. Er ist ein Nachkomme des Kunstmalers Heinrich Fürst (1861-1944), einem Bruder von Hans und Georg und Stiefbruder von Wilhelm und Eduard Fürst.

6) Masel, Andreas: Das große ober- und niederbayerische Blasmusikbuch, Wien -München 1989, S. 181: „Einer der letzten Komponisten des traditionellen, klassischen Militärmarsches... Schrieb über 50 Märsche, die meisten während des Ersten Weltkriegs“.

7) Mück, Wolfgang: Der kgl. bay. Musikmeister Jacob Philipp Adolph Scherzer (1815-1864). Komponist des „Bayerischen Defiliermarsches“, Neustadt an der Aisch 1996. Zur Entstehung um 1850 vgl. Masel, wie Anm. 6, S. 190f.

8) Mück, wie Anm. 7, S. 35.

9) Bloch, wie Anm. 4, S. 190ff.

10)  Bloch, wie Anm. 4, S. 208. Wir wissen nicht, ob Fürst dort zuvor seinen Militärdienst abgeleistet hatte und dorthin zum Studium abkommandiert war.

11) Steinmetz, Horst/Griebel, Armin: Das große nordbayerische Blasmusikbuch. München – Wien 1990, S. 100 u. 146: Er leistete seinen Militärdienst als Militärmusiker in der Kapelle des 9. Infanterieregiments in Würzburg ab. Dort verbrachte er auch die Kriegsjahre 1870/71. Nach Abschluß des Militärdienstes spielte er noch einige Zeit in der Infanteriemusik und war gleichzeitig Violinist am Würzburger Stadttheater.

12) Masel, wie Anm. 6, S. 181.

13) Bloch, wie Anm. 4, S. 209f.

14) Interview Steinmetz –Fischer 1988, Nachbefragung Griebel 1997.

15) Interview Steinmetz –Großberger 1992, Nachbefragung Griebel 1997.

16) In Langenbach war Fritz Gebelein (geb. 1925), an der Geige ausgebildet, nach 1945 zur Trompete gewechselt. Als Mitglied der Alten Langenbacher Kapelle (seit 1952) spielte er nur Trompete.

17) Interview Griebel/Schierer – Georg Maul/ Hans Maul 1996.

18) Interviews Ritter/Griebel –Grötsch 1986, Ritter/Griebel – Grötsch/Harttung 1986 u. Nachbefragung Griebel 1997.

19) Harttung, ein vielseitiger Musiker, war um 1905/07 von seinem Vorgänger Hartner ausgebildet worden. Er spielte in der Kapelle das 1. Flügelhorn und Geige und war im Ersten Weltkrieg Militärmusiker.

20) Grötsch, wie Anm. 18.

21) Interview Griebel/Schierer–Leidel 1997.

22) Grötsch, wie Anm. 18.

23) Großberger, wie Anm. 15.

24) Dörfler nach Bloch, wie Anm. 4, S. 209.

25) Wie diese kamen sicher noch andere Musikschüler aus der näheren Umgebung von Neustadt. Wir wissen um Mitglieder der Musikerfamilie Trapp in und um Markt Erlbach, die ihre Söhne zu Fürst in die Lehre gaben. Bloch, wie Anm. 4, S. 206.

26) Grötsch/Harttung, wie Anm. 18.

27) Maul, wie Anm. 17.

28) Steinmetz, Horst: Zur Geschichte und Musizierweise der Stadtkapelle Langenzenn. undatiertes Ms. bei der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik, Uffenheim.

29) Fischer, wie Anm. 14.

30) Steinmetz/ Griebel, wie Anm. 11, S. 146. Für die 1930er Jahre vgl. Kindt, Viola: Das Amt des Stadtkapellmeisters in den Kleinstädten Lauf a.d. Pegnitz und Hersbruck. Ms (Magisterarbeit) 1996 Bamberg 1996.

31) Bloch, wie Anm. 4, S. 206, zitiert eine briefliche Mitteilung von Fritz Fürst vom 4.5.1955.

32) Schreiben des Bürgermeisters vom 25. 3. 1936, zit. nach Steinmetz/Griebel, wie Anm. 11, S. 86.

33) Grötsch/Harttung, wie Anm. 18.

34) Institut für Volkskunde, München, Nachlaß Kurt Huber, Mappe FM 125 „Bayer. Staatsministerium f. Wirtschaft. Ausschuß für Bayerische Volkskunst“. Den Hinweis und Auszüge, fränkische Musiker betreffend, verdanke ich Andreas Masel.

35) Hoerburger, Felix: Spurenelemente freier Musizierkunst. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1963, S. 217-219.

36) Bloch, wie Anm. 4, S. 210. Mück, wie Anm. 7, S. 125, Anm. 187.

37) Steinmetz/ Griebel, wie Anm. 11, S. 178, Anm. 120. Der Verband war 1948 als „Vereinigung der Nebenberufsmusiker des Stadt- und Landkreises Bamberg“ ins Leben gerufen worden.

38) Steinmetz/ Griebel, wie Anm. 11, S. 178, Anm. 121. Seidel nennt einen Mitlehrling, Michael Eichner (Flöte und Piccolo), der später bei Sauter spielte.

39) Bei Sauter nahm 1926 der Urspringer Musiker Gregor Wiesner Fortgeschrittenen-Unterricht (Geige, Klarinette).

40) Eckhardt, Josef: Zivil- und Militärmusiker im Wilhelminischen Reich. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Musikers in Deutschland, Regensburg 1978, S. 26f.

41) Bloch, wie Anm. 4, S. 197f., Pongratz, wie Anm. 4, S. 215-217, Meyer, Luise: Es begann 1831... Aus der Geschichte des Sing- und Orchestervereins Ansbach. Ein Beitrag zur Geschichte der protestantischen Kantoren und der bürgerlich- kirchlichen Musikpflege in Ansbach, Ansbach 1982, S. 14.

42) Griebel, Armin: Die Musikerfamilie Horlbeck im Spiegel ihrer Korrespondenz. Nachrichten zur Gebrauchsmusik im Raume Bayreuth – Hof. In: Steinmetz, Horst/Griebel, Armin (Hg.): Materialien zur musikalischen Volkskunde in Franken. Walkershofen 1986, S. 7-128, hier S. 23.

43) „Dou ko mer tanz’n, sakradi!“ Frühe Tondokumente fränkischer „Bauernkapellen“ [1907-1929]. CD, hrg. v. d. Forschungsstelle für fränkische Volksmusik, Walkershofen 1997.

44) Bloch, wie Anm. 4, S. 208.

45) Griebel, Armin/Christ, Heidi (Hrsg.): Heut is Kerwa - heut is Leb‘n. Kirchweihvierzeiler aus der Hellmitzheimer Bucht, Uffenheim 2002, S. 18.

46) Bloch, wie Anm. 4, S. 208.

47) Bloch, wie Anm. 4, S. 208.

48) Grötsch, wie Anm. 18.

49) Eckhardt, wie Anm. 40, S. 26ff.


Empfohlene Zitierweise:

Armin Griebel: Notizen zum Musikantenhandwerk in Franken, in: Forschungsstelle für fränkische Volksmusik, URL http://www.volksmusik-forschung.de/ (26.02.2015)