Bayrischer Defiliermarsch
ID: 76958 | Typ: Audio
Tonträger
Schellackplatte
Abmessungen
Durchmesser 255 mm, Höhe 2,5 mm
Zustand
Schadenskategorie: 4
Mängel optisch:
Rand: Kerben 12 Uhr
Tonrille: graue Rillen : leichte Kratzer durchgängig : Kratzer 3 Uhr
Spiegel: Abrieb : Kratzer 3 / 5 9-11 Uhr
Etikett: Abnutzung um Mittelloch : Kratzer
Mängel akustisch:
leichtes Rauschen : leichtes Knistern : leichtes „Schnarren“ : vereinzeltes Knacken
Signatur
FFV_SP_3148_A001
Dieser Titel bei bavarikon
https://www.bavarikon.de/object/bav:FFV-AUD-0000000000076958
Beteiligte
Am Tonträger beteiligte Personen, Gruppen und OrganisationenMilitärmusik des k.b. 14. Infanterie-Regiments, Nürnberg (Interpretation)
Burow, Emil (Direktion)
Scherzer, Adolf (Komposition)
Klingsor (Label)
Bemerkungen
Kontext, Hintergründe, ZusammenhängeKein anderer Musiktitel steht so sehr für Bayern wie der „Bayerische Defiliermarsch“. Nur langsam spricht sich herum, dass sein Schöpfer, der Königlich-Bayrische Musikmeister Jacob Philipp Adolph Scherzer (1815-1863) der Spross einer fränkischen Musikerdynastie war. So besetzte die Familie ab Mitte des 18. Jahrhunderts über mehrere Generationen das Amt des Erlanger Stadtmusikanten, prägte darüber hinaus das musikalische Leben in Ansbach, Plauen/Vogtland und schließlich in Neustadt an der Aisch. In Neustadt wurde Jacob Philipp Adolph Scherzer 1815 als 4. Kind aus 3. Ehe des dortigen Stadtmusikus, Stadttürmers und Feuerwächters Johann Christoph Scherzer und dessen Ehefrau Clara Margaretha Albertine geboren. Vom Vater, möglicherweise zusätzlich vom örtlichen Kantor, wurde er von frühester Kindheit an musikalisch gebildet und wohl baldmöglichst als Geselle des Vaters für den Lebensunterhalt herangezogen. Nach dem Tod des Vaters trat Scherzer am 28.08.1833 zunächst als Freiwilliger in das Kgl. Bay. 7. Infanterieregiment in Ingolstadt ein, wo er nach wenigen Wochen zum Hautboisten II. Klasse und bereits 1841 zum Hautboisten I. Klasse befördert wurde. Bis zu seinem Tod blieb er bei diesem Regiment, hauptsächlich in Form von freiwilligen Verlängerungen in Form des „Einstehens“ (Übernahme des Militärdienstes einer anderen Person gegen Bezahlung). Aufzeichnungen zur Komposition des Marsches oder gar ein handschriftliches Notendokument Scherzers existieren nicht. Ein Entstehungsmythos besagt, Scherzer habe den Marsch nach dem Besuch eines Jahrmarktes in Ingolstadt komponiert; ein in der Familie gepflegtes Narrativ berichtet, er sei während der Erstürmung der Düppeler Schanzen im Deutsch-Dänischen Krieg 1849 erstmals erklungen. Häufig kolportiert wird auch, Ludwig II. (1845-1886) habe ihn zum „Bayerischen Defiliermarsch“ erhoben. Fakt ist, dass Scherzer und 30 Musiker seines Regiments – belegt durch sein Kriegstagebuch – am Feldzug 1849 teilgenommen haben und sowohl bei der Anreise als auch während der Kriegshandlungen selbst, zu Bestattungen, Feldmessen, militärischen Gelegenheiten konzertant aufspielten. Scherzers Tagebucheintrag „Am 11ten Mai Zapfenstreich; den Marsch beim Prinzen Eduard u. General von Brittwittz gespielt, über das dänische Lied (Der tapfere Landsoldat)“ (Mück 1996: 50) bezieht sich vermutlich nicht auf den heute so genannten „Bayerischen Defiliermarsch“. Das Lied „Den tapre landsoldat“ mit Text von Peter Faber (1810-1877) und Melodie von Ole Emil Hornemann (1809-1870) aus dem Jahr 1848 wurde kostenlos an die dänischen Soldaten an der Front verteilt, die es beim Marsch oder in der Schlacht gesungen und damit sehr wahrscheinlich auch Scherzer zu Gehör gebracht haben. Ob in Ingolstadt oder bei den Düppeler Schanzen komponiert, der Marsch, den Scherzer nach Aufzeichnungen seines Sohnes Leonhard (1851-1933) schlicht „Parademarsch“ benannt und den ursprünglich nur die Musikkapelle seines 7. Infanterieregiments gespielt hatte, wurde zunächst nur handschriftlich weitergegeben. Im Dezember 1892 erschien er erstmals anonym im Druck bei A. Hoffmann in Striegau/Schlesien in „Berühmte Kriegs- u. Siegesklänge aus allen Ländern und Zeiten“, innerhalb weniger Jahre erschienen mehrere Drucke bei unterschiedlichen Verlagen mit unterschiedlichen Titeln und für unterschiedliche Besetzungen, mit und ohne Urheberangaben. Die Schallplatte des auf dem Etikett als „Bayrischer Defiliermarsch“ bezeichneten Scherzer-Marsches mit Militärmusikern des 14. Bayrischen Infanterie-Regiments „Hartmann“ unter der Leitung des Militärmusikmeisters Emil Burow wurde zwischen 1911 und 1914 gepresst und sehr wahrscheinlich auch in diesem Zeitraum aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Marsch längst militärischen Kreisen entwachsen, volkläufig geworden und gehörte zum Repertoire vieler ziviler und Militärkapellen. Das Musikkorps spielt bei der Schallplattenaufnahme nicht in voller Stärke, sondern in einer kleinen Besetzung, vermutlich bestehend aus Piccolo-Flöte, 2 Klarinetten, 2 Trompeten, 2 bis 3 Begleit- bzw. Nachschlaginstrumenten und Tuba. Über das verwendete Arrangement gibt es keine Unterlagen. Möglicherweise wurden handschriftlich angefertigte, evtl. auf genau diese Besetzung hin arrangierte Noten verwendet. Schreibfehler im Namen des Komponisten und des Kapellmeisters („Schertzer“ statt „Scherzer“, „Burrow“ statt „Burow“) können auf eine fehlerhafte Übermittlung an die Schallplattenfirma oder Tippfehler bei der Etikettenerstellung zurückgehen.
Angaben am Objekt
Abkürzungen: [po] = hervorstehend, [ne] = vertieft, [ms] = handschriftlichSpiegel: [6 oder 9?] [ne, ms]
Etikett: Klingsor Record : Bayrischer Defiliermarsch : (Schertzer) : 14. Bayrisches Infanterie-Regiment : Kapellmeister Burrow : Nürnberg : K. 169*
Zeit
[zwischen 1911 und 1914]
Schlagworte
Militärkapelle 4169955-5
Militärmarsch 4202513-8
Marschmusik 4168976-8
Empfohlene Zitierweise
legamus – Die Volksmusikdatenbank online (Schellackplatten): https://volksmusik-forschung.de/legamus/audio.html?id=76958, Zugriff 21.11.2024, Stand 19.11.2021.
Quelle: Label: Klingsor : K. 169*, Matrize: [unbekannt], Etikett: "Klingsor Record : Bayrischer Defiliermarsch : (Schertzer) : 14. Bayrisches Infanterie-Regiment : Kapellmeister Burrow : Nürnberg : K. 169*".