077 Verbotene Musik

077 Verbotene Musik

Heidi Christ, Merle Greiser, Christoph Meinel und Nepomuk Riva (Hgg.)
Verbotene Musik
Tagungsbericht Hildesheim 2018 der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. Freie Berichte
Uffenheim: Forschungsstelle für fränkische Volksmusik 2020
339 Seiten
ISBN 978-3-925170-46-1
Veröffentlichungsreihe der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik Band 77


In jeder Gesellschaft existieren Musiken, die gewisse Normen überschreiten. Diejenigen, die das Geächtete dennoch singen, spielen, tanzen oder hören, werden von Machthabern marginalisiert oder verfolgt. Musikverbote beschränken sich keineswegs auf Diktaturen oder Staaten mit totalitären Zügen. Vielfach beginnen die Verbote mit sozialen Diskreditierungen von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen und deren präferierten Musiken, führen zu sozialen Diskriminierungen der Musikmachenden, zu Einschränkungen beim Ausüben von Musiken bis hin zu strukturellen Maßnahmen gegen das Praktizieren und Konsumieren bestimmter Musikstile.

„Verbotene Musik“, das Thema der Tagung im Oktober 2018, war durchaus als Herausforderung an die Mitglieder der Kommission zu Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. verstanden worden. Viele Beiträge, die während der Tagung in Hildesheim zu hören waren, sind im vorliegenden Band dokumentiert und werden ergänzt durch freie Berichte zum Themenkomplex. Schließlich bietet die Thematik vielfältige Ansatzpunkte für musikethnologische und volksmusikalische Forschungsfragen und fordert den Forschenden selbst eine klare Positionierung ab.

Beiträge:

Keiwan Aghamohseni (Gilan, Iran)
Irans verbotene Musik im Spannungsfeld von Kommunismus und Imperialismus (S. 11-27)

Karin Bindu (Wien, Österreich)
Das Musikverbot in Afghanistan während der Herrschaft der Taliban und dessen Auswirkungen auf rezente musikalische Aktivitäten (S. 29-42)

Christine Dettmann (München)
Vermintes Gebiet und sichere Räume. Musikethnologisches Unterrichten (S. 43-63)

Eyram Fiagbedzi & Eric Sunu Doe (Cape Coast, Ghana & Durban, Südafrika)
Socio-political history and cultural knowledge of a people. A reflection on Ghanaian highlife music (S. 65-75)

Armin Griebel (Uffenheim)
"Es führt über den Main eine Brücke von Stein". Ein Lied von Felicitas Kukuck und seine Rezeption als "Volkslied" in Bayern (S. 77-93)

Mina & Mitra J. Harandi (Teheran, Iran)
Forbidden Music in Iran. The Study of Underground Music and Street Music in Tehran (S. 95-102)

Lisa Herrmann-Fertig (Würzburg)
Laut, barbarisch und verboten? "Musik" in der Jesuitenmission der alten Sozietät in Südindien (S. 103-117)

Maximilian Kreter (Dresden)
Der Reiz des Verbotenen. Die sprachlich-ideologische Entwicklung der Band Stahlgewitter im Spiegel der deutschen Rechtsrockszene von 1995 bis 2017 (S. 119-167)

Thomas Lipski (Cloppenburg)
Verbotene Musik – Missbrauch von Musik – Musik eine gefährliche Droge? (S. 169-173)

Walter Meixner (Innsbruck, Österreich)
"Verbotene Tiroler Lieder". Franz Friedrich Kohls Sammlung Echte Tiroler-Lieder und die "Liste nicht echter Volkslieder" (S. 175-193)

Günther Noll (Köln)
Ingo Barz – ein Liedermacher in der DDR im Visier des Staatssicherheitsdienstes (STASI) (S. 195-206)

Nikola Nölle (Freiburg)
Aushandlungen des Politischen. Die Gothic-Szene im Kontext ihrer Festivals (S. 207-223)

Gisela Probst-Effah & Astrid Reimers (Köln)
Das Lied im NS-Widerstand – ein Forschungsprojekt (S. 225-234)

Nepomuk Riva (Hannover)
Hidden, forbidden or transformed? Why did the Christianising of the ancestor feast ndie of the Bakossi in Cameroon fail? (S. 235-252)

Nepomuk Riva (Hannover)
Respektvolle Arbeiter gegen rücksichtslose Musik-Terroristen. Konfliktbearbeitungen bei Ruhestörungen durch Musik am Beispiel der Zettelsammlung von Notes of Berlin (S. 253-276)

Pascal Schiemann (Halle)
Die Autokratie als Katechon. Entideologisierung und Ästhetisierung im indonesischen Black Metal (S. 277-290)

Elena Schischkina (Astrachan, Russland)
Verbot der Musik, der Religion, der Rede ... (S. 291-301)

Ernst Schusser (Bruckmühl)
Vom "Jennerwein" bis zur 3. Startbahn. Von kleinen und großen Verboten von Musik (S. 303-313)

Robert Wagner (Fürth)
Das Leitbild der Inklusion. Chance für Mensch und Musik (S. 315-332)

Preis: 22,50 €